Jacques Offenbach: Les Contes d’Hoffmann • Opernhaus Zürich • Vorstellung: 01.07.2025
(2. Vorstellung • Wiederaufnahme am 28.06.2025 • Premiere am 11.04.2021)
Fokussierung auf die Geschichte und klassischer Habitus
Auch beim Wiederholungsbesuch überzeugt Andreas Homokis Inszenierung mit ihrer Fokussierung auf die Geschichte und dem klassischen Habitus. Mit ruhigem, klarem, in sich ruhendem Dirigat führt Antonino Fogliani durch den Abend.
Foto © Toni Suter
Andreas Homoki fokussiert seine Inszenierung ganz auf die Geschichte, die Erzählungen des Dichters Hoffmann. Schon der erste Akt zeigt Hoffmann im Vollrausch der Gefühle. Bevor die Muse ihn für die Kunst (wieder)gewinnt, erzählt Hoffmann von drei Frauen aus dem Leben. Wenige, charakteristische Versatzstücke wie das durchgehend präsente Weinfass, schaffen Atmosphäre, ohne abzulenken (Bühnenbild: Wolfgang Gussmann); die klassischen, höchst ästhetischen Kostüme unterstützen der Erzählfluss vorbildlich (Kostüme: Wolfgang Gussmann, Susana Mendoza). Die Lichtgestaltung von Franck Evin trägt ganz wesentlich zum positiven optischen Eindruck bei. Der Abend würde, szenisch wie musikalisch, an Profil gewinnen, würde man des Komponisten Intention nicht nur die vier Widersacher und die vier Dienerrollen, sondern auch die vier Geliebten Hoffmanns jeweils mit einem Solisten zu besetzen.
Mit ruhigem, klarem, in sich ruhendem Dirigat führt Antonino Fogliani durch den Abend. Die Tempi und die Lautstärke sind ideal austariert, die Philharmonia Zürich glänzt in den Tutti-Passagen wie den Momenten mit solistischen Stellen. Die Solisten auf der Bühne trägt Fogliani auf Händen durch den Abend. Der Chor der Oper Zürich (Choreinstudierung: Janko Kastelic) glänzt, vor allem im fünften Akt, aber nicht nur dort, mit homogenem, wunderbar sattem Klang und vorbildlicher Textverständlichkeit.
Saimir Pirgu gibt einen tadellosen Hoffmann und hat seine Kraftreserven an diesem Abend noch besser als bei der Wiederaufnahme eingeteilt, so dass die Stimme ohne Intonationstrübungen durch den Abend kommt. Nach leicht zittrigem Start blüht Marina Viottis Mezzosopran als La Muse / Nicklausse zu grosser Form auf.
Katrina Galka gibt die Olympia mit grosser Koloratursicherheit und atemberaubend hohen Tönen. Schlicht bewundernswert ist die szenische Umsetzung ihrer Partie als Puppe. Adriana Gonzalez gibt die Antonia mit raumgreifendem Sopran, ganz so, wie man sich eine Opernsängerin vorstellt und schafft so die engste Verbindung der drei Geliebten mit der Figur der Stella aus der Rahmenhandlung. Maria Stella Maurizi gibt die Stella mit ähnlich geführter Stimme und fasziniert in ihrer Erscheinung als Diva. Lauren Fagan gibt eine verführerische Giulietta: sie weiss mit den Männern umzugehen. Andrew Foster-Williams gibt den Lindorf / Coppélius / Le docteur Miracle / Le capitaine Dapertutto mit dezenter Dämonie und solide geführtem Bariton. Die überzeugendste Leistung des Abends gibt Nathan Haller als Andrès / Cochenille / Frantz / Pitichinaccio mit perfekt fokussiertem strahlendem Tenor, Höhensicherheit und ganz leichtem Metall in der Stimme. Valeriy Murga als Maître Luther, Steffan Lloyd Owen als Hermann, Christopher Willoughby als Nathanaël, Maximilian Lawrie als Wolfram, Max Bell als Wilhelm / Le Capitaine des Sbires, Daniel Norman als Spalanzani, Stanislav Vorobyov als Crespel, Judith Schmid als La Voix de la tombe und Samson Setu als Peter Schlémil.
Grösstes Vergnügen!
Weitere Aufführungen: Fr. 04. Juli 2025, 19.00; Mi. 09. Juli 2025, 19.00; Sa. 12. Juli 2025, 19.00.
02.07.2025, Jan Krobot/Zürich