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ZÜRICH/ Opernhaus: LA SONNAMBULA – konzertant. Premiere

Standing Ovations trotz Indisposition

06.05.2019 | Oper

Bildergebnis für zürich la sonnambula
Lawrence Brownlee, Pretty Yende. Foto: Oper Zürich

Vincenzo Bellini: La Sonnambula, Konzertante Aufführung, Opernhaus Zürich, Premiere 05.05.2019

 

Standing Ovations trotz Indisposition

«Wintereinbrüche tun den empfindlichen Stimmen der Sänger nicht gut.» So erklärte Intendant Andreas Homoki dem Publikum die Ansage von Pretty Yende. Kalt war es tatsächlich, 4 Grad in Zürich, 19cm Neuschnee in St.Gallen, aber bei dieser Ansage ging es angesichts des Rollendebuts (Vorbereitung der Auftritte an der Deutschen Oper Berlin vom 19. Und 25. Mai) wohl eher um die Nerven und nicht um die Stimme. Ähnlich scheint der Fall bei der Ansage von Liliana Nikiteanu nach der Pause gelegen zu haben.

Belcanto wird in Zürich nicht mehr mit gleicher Intensität wie früher gepflegt, und so kommt das Publikum nun in den Genuss konzertanter Aufführungen. Letzte Saison war es Donizettis Regimentstochter, jetzt Bellinis Sonnambula.

Basis des Abends war ein tadelloser Auftritt einer nicht wiederzuerkennenden Philharmonia Zürich unter Leitung von Maestro Maurizio Benini. Satte Streicher, wunderbare Holzbläser, wiederrum perfekte Blechbläser (Bravo ans Horn!)… Und vor allem: das sonst so schmerzlich vermisste Spektrum an Lautstärken. Vom kaum wahrzunehmenden Pianissimo bis zum Fortissimo war bruchlos alles  möglich. Ebenfalls perfekt aufgetreten ist der Chor des Opernhaus Zürich, vorbereitet von Ernst Raffelsberger. Bravi! Maestro Benini erwies sich als phänomenaler Sängerbegleiter.

Vier der sieben Solisten des Abends waren Rollendebutanten. Pretty Yende war „La Sonnambula“. In ihrer grossen Schlafwandelszene kam sie quasi aus dem Nichts und schritt dann langsam durch die Reihen von Chor und Orchester in Richtung Bühne. Mit wunderbaren Farben gestaltete sie diese Szene  und mit stupender Technik. Diese Technik erlaubte ihr in der grossen Schlussszene ein kaum je gehörtes Feuerwerk an Fiorituren und Spitzentönen. Ja, sie war auch zu hören, als sie dem Publikum den Rücken zudrehte… Ist die Nervosität einmal verflogen und etwas Routine gewonnen, die Gestaltung der Rolle mit mehr Emotion perfektioniert, wird sie zu den ersten Interpretinnen der Amina gehören. Ebenbürtiger Partner war ihr Lawrence Brownlee als Elvino. Einmal mehr vermochte er das Publikum mit seiner kraftvollen Stimme und hochmusikalischen Verzierungen in seinen Bann zu ziehen. Bass-Bariton Kyle Ketelsen begeisterte mit warmer, runder Stimme als Conte Rodolfo. Liliana Nikiteanu sang eine hervorragende Teresa und Sen Guo als Lisa begeisterte durch ihr engagiertes Spiel (soweit in einer konzertanten Aufführung davon sprechen kann) und unerwarteten Verzierungen in ihrer grossen Arie im zweiten Akt. Omer Kobiljak war der Notar und Ildo Song sang den Alessio (bei der Diktion des Italienischen ist noch Luft nach oben).

Eine Sternstunde des Belcanto!

Weitere Aufführungen: 09.05.2019, 12.05.2019.

 

06.05.2019, Jan Krobot/Zürich

 

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