Gioacchino Rossini: La Cenerentola • Opernhaus Zürich • Wiederaufnahme: 08.03.2023
(Premiere am 17.09.1994)
Vier Bühnentiere
Mit der Wiederaufnahme von Rossinis «La Cenerentola» gehen die Belcanto-Festtage am Opernhaus Zürich weiter. Die Regie-Arbeit von Cesare Lievi (Inszenierung) gehört mittlerweile zu den ältesten Inszenierungen am Haus, beweist aber eine Frische, als sei eben erst die Premiere vorbei.
Levy Sekgapane; Foto © https://www.levysekgapane.com/images/slider2.jpg
Die enorme Frische verdankt die Aufführung nicht nur der Regie sondern vor allem den exquisiten Solisten wie auch dem Orchestra La Scintilla unter Gianluca Capuano.
Cecilia Bartoli als Angelina, genannt Cenerentola, ist und bleibt ein Phänomen, ein Singulär. Die Stimme sitzt perfekt, die Tiefen sind verführerisch wie eh und je, die Höhen beeindruckend und die Koloraturen prickelnd, wie man es von Bartoli nicht anders kennt. Vor allem ist sie, die schon die Premiere gesungen hat, eine Bühnentier im besten Sinn des Wortes. Die Abläufe sitzen perfekt und der Spass am Spielen und die positive Stimmung animiert nicht nur ihre Kollegen auf der Bühne, sondern strahlt bis weit in den Zuschauerraum hinein. Levy Sekgapane bestätigt als Don Ramiro, Prinz von Salerno, den hervorragenden Eindruck, den er in der vergangenen Saison bei «L’Italiana in Algeri» hinterlassen hat. Der helle Tenore di grazia sitzt perfekt, begeistert mit strahlenden, blitzsauberen Höhen und besitz eine unglaubliche Musikalität. Auch er erweist sich als Bühnentiger und scheint sich in der Inszenierung pudelwohl zu fühlen. Nicola Alaimo gibt den Dandini, seinen Diener, und beweist, von der Atmosphäre auf der Bühne inspiriert, ganz grosses, komödiantisches Talent. Sein wunderbar agiler Bariton ist bestens geführt und überzeugt mit schier endlosem Atem. Don Magnifico, der Vater von Clorinda und Tisbe, ist bei Alessandro Corbelli in besten Händen. Mit seiner herrlich komischen, intensiven Interpretation bewegt sich Corbelli auf Augenhöhe mit Carlos Chausson, für viele Zuschauer, der Don Magnifico, mit dem sie «gross geworden» sind. Mit jugendlich frischer Stimme überzeugt er auch in musikalischer Hinsicht ohne Einschränkungen. Liliana Nikiteanu, schon bei der Premiere dabei, und Rebeca Olvera als Don Magnificos Töchter und Angelinas Schwestern Tisbe und Clorinda sind als Lieblingstöchter herrlich arrogant und als Schwestern hochnäsig und liefern sich einen mitreissenden Zickenkrieg. Musikalisch ist auch hier alles bestens bestellt. Die grosse Überraschung des Abends ist Stanislav Vorobyov als Alidoro, Philosoph und Don Ramiros Lehrer. Bislang meist unauffällig in eher kleineren Rollen lässt er hier einen tadellos geführten, wunderbar samtigen, warmen Bass hören und entwickelt trotz seiner jungen Jahre die für die Rolle nötige Bühnenpräsenz.
Das Orchestra La Scintilla unter musikalischer Leitung von Gianluca Capuano trägt mit seinem höchst lebendigen, wunderbar durchhörbaren Spiel wie der grossartige Chor der Oper Zürich (Choreinstudierung: Ernst Raffelsberger) ganz wesentlich zum positiven Eindruck bei.
Bravo a tutti!
Weitere Aufführungen:
Fr. 10. März 2023, 19.30; So. 12. März 2023, 19.30; Mi. 15. März 2023, 19.00;
So. 19. März 2023, 20.00; Di. 21. März 2023, 20.00; Fr. 24. März 2023, 19.00.
09.03.2023, Jan Krobot/Zürich