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ZÜRICH/ Opernhaus: LA CENERENTOLA . 3. Vorstellung der Wiederaufnahme

Eine Sternstunde

06.01.2020 | Oper

Gioacchino Rossini: La Cenerentola, Opernhaus Zürich, Vorstellung: 05.01.2020

(3. Vorstellung seit der Wiederaufnahme am 31.12.2019)

Eine Sternstunde

Die an René Margritte erinnernden Melonen vor blauem Himmel, surrealistische Säulenkonstruktionen und ein klassischer Kamin machen kurz gesagt das Bühnenbild (Luigi Perego) der fast dreissig Jahre alten Inszenierung von Cesare Lievi aus. Die hoch ästhetischen, klassischen Kostüme Peregos unterstützen den märchenhaften Eindruck der Produktion.


Foto: Monika Rittershaus

Gerät die Ouvertüre beim Orchestra La Scintilla unter Gianluca Capuano noch etwas wacklig, spielt sich die Formation dann aber rasch frei. Das Brio und die Crescendi sind von Anfang an da, Rossinis Musik perlt, wie es schöner nicht sein könnte. Erklingt die Ouvertüre und betrachtet man die vor dem Vorhang aufgereihten Schuhe, wird man sogleich in den Wirbel der Geschichte (auf dem schwarzen Vorhang sind in goldener Schrift und Wirbelform die Übersetzungen des Titels in die gängigsten Sprachen aufgedruckt) hineingezogen.

Cecilia Bartolis Angiolina ist ein Erlebnis. Hebt sich der Vorhang, kniet sie, wie es der Name sagt, als engelsgleiche Erscheinung vor dem Kamin und putzt die Schuhe der Schwestern. Die technische Perfektion, die unglaublichen Farben, die Koloraturen, alles, was ihre Stimme ausmacht ist unverändert da und wird durch ihr charmantes, absolut natürliches Spiel unterstützt. Javier Camarena ist ihr Prinz, singt aber wie ein Kaiser. Mit absoluter technischer Perfektion und unglaublichem Atem gestaltet er seine Partie. Die Koloraturen, die Piani, die Fiorituren, das Messa di voce: schlicht meisterhaft! Nach „Sì, ritrovarla io giuro“ orkanartiger Applaus: für ein „Bis“ hat es ganz knapp nicht gereicht. Aber es gibt ja noch eine Vorstellung… Oliver Widmer gibt den Dandini, Diener des Prinzen. An diesem Abend strömt die Stimme frei und unbeschwert. Deutlich besser disponiert als in der zweiten Vorstellung der Serie ist Alessandro Corbelli als Don Magnifico: die Stimme scheint wesentlich leichter und wendiger. Stanislav Vorobyov gibt einen noblen Alidoro. Liliana Nikiteanu und Martina Jankova singen wieder die Schwestern Tisbe und Clorinda und sind eine sichere Bank.

Eine Sternstunde. Bereits beim ersten Vorhang steht das Publikum.

Weitere Aufführung: 12.01.2020, 20.00.

05.01.2020, Jan Krobot/Zürich

 

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