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ZÜRICH/ Opernhaus: KONZERT JULIE FUCHS & ORCHESTRA LA SCINTILLA

10.07.2020 | Konzert/Liederabende

Opernhaus Zürich, Finale: Das grosse Musikfestival zum Abschluss der Saison 2019/20
Konzert Julie Fuchs & Orchestra La Scintilla, Opernhaus Zürich, 09.07.2020

«Es gibt wenig, dass das Opernhaus Zürich so auszeichnet»
Es gebe wenig, so Intendant Andreas Homoki, das das Opernhaus Zürich so auszeichne, wie das «Orchestra La Scintilla». Seit über vierzig Jahren wird das historisch informierte Spiel am Opernhaus gepflegt und seither vermag der Funke (ital. la scintilla) jedes Mal aufs Neue wieder überzuspringen.
1998 formierte sich aus dem Orchester der Oper Zürich (seit 2012 Philharmonia Zürich) das „Orchestra La Scintilla“, das sich seither mit seinen Auftritten in Zürich und Salzburg und CDAufnahmen mit Künstlern wie Cecilia Bartoli und Juan Diego Flórez international einen Namen erwarb.
Fulminanter Einstieg in den Konzertabend war das Concerto Grosso op. 6/7 in B-Dur HWV 325 Georg Friedrich Händel. Bereits hier demonstrierte die Scintilla unter dem die Solovioline spielenden Dirigenten Riccardo Minasi all ihre Vorzüge: ein wunderbar satter Klang, höchste Aufmerksamkeitund unübersehbare Freude am gemeinsamen Spiel. Herrlich der markante Bass, wunderbar die konzertierenden Violinen. Genauso fulminant gelang Julie Fuchs der Einstieg mit „Da tempeste il legno infranto“ aus Händels „Giulio Cesare“ HWV 17. Die Freude, die Cleopatra empfindet, nachdem sie von ihrem eigenen Bruder Ptolemäus gefangengenommen und von Caesar wieder befreit wurde, war in jedem Ton zu spüren. In Vivaldis Concerto für Violincello RV 421 in A-Moll brillierte Claudius Hermann, seit 1992 Solo-Cellist der Philharmonia Zürich. Eindrücklich wie immer, liess er sein Instrument in den wärmsten Farben sprechen. Mit „Verso già l’alma col sangue“ aus Händels „Aci, Galatea e Polifemo“ HWV 72 und „Non potrà“ aus Händels Orlando HWV 31, in dem Fuchs das Hin und Hergerissen Sein Angelicas perfekt zu Gehör brachte, wurde das begeisterte Publikum in die Pause entlassen

Nach der Pause ging es weiter mit „Sposa son disprezzata“ aus Vivaldis „Bajazet“ RV 703, die er der Oper „Merope“ von Geminiano Giacomelli entnommen hatte. Mustergültig gestaltete Fuchs hier den Wechsel zwischen Klage und Liebesglück. Vivaldis Concerto für Streicher g-Moll RV 152 und das Concerto für Streicher RV 123, in beiden war die enorme Spielfreude und der wunderbare Klang der
Scintilla nochmals eindrücklich zu erleben, rahmten „Piangerò la sorte mia» aus Giulio Cesare HWV 17, in kleiner Besetzung höchst differenziert vorgetragen, ein. Das offizielle Programm endete mit «Tornami a vagheggiar» aus Händels Alcina HWV 34, vom Publikum begeistert akklamiert.
Den Reigen der Zugaben eröffnete Fuchs mit „Aux langueurs d’Apollon“, Arie von La Folie aus Rameaus „Platée“. Die Arie ist nicht im französischen Stil, den man erwarten würde, gehalten: sie ist eine Persiflage auf die italienische Oper, wo Rameau den „Wahnsinn“ der Figur durch „verrückte“ italienische Koloraturen, Sprünge und eine ausgeschriebene Kadenz ausdrückt. Tief bewegend war die zweite Zugabe: das Wiegenlied „Sofðu unga ástin mín“ (Schlaf mein Liebling) aus „Bjærg-Eyvind og hans hustru“ („Berg-Eyvind und sein Weib“) des isländischen Dramatikers Jóhann Sigurjónsson (1880–1919). Fuchs kniete sich an den Bühnenrand, ein Spot auf sie gerichtet, das restliche Licht fast ausgeschaltet und trug das Lied ohne Begleitung vor. Nocheinmal war zu erleben, welch wunderbare Stimme sie ihr Eigen nennt. In der zweite Hälfte begleitete sie La Scintilla – im Pianissimo singend.Mit dem perfekt vorgetragen „Tu del Ciel ministro eletto“ aus Händels „Il trionfo del Tempo e del Disinganno“ war der Abend dann viel zu schnell vorüber.

10.07.2020, Jan Krobot/Zürich

 

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