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ZÜRICH/ Opernhaus: JUAN DIEGO FLOREZ – Ein grosser Sänger souverän in der Königklasse Mozart

03.11.2017 | Konzert/Liederabende

Zürich: JUAN DIEGO FLÓREZ – 2.11.2017

Ein grosser Sänger souverän in der Königklasse Mozart  

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Juan Diego Florez

Der seit gut zwei Jahrzehnten an der Spitze der Belcanto-Tenöre agierende Peruaner Juan Diego Flórez präsentierte im Opernhaus Zürich mit der historisch informierten La Scintilla und unter der Stabführung des wendigen Dirigenten Riccardo Minasi ein reines Mozart-Programm. Und der Star-Tenor machte es sich wahrhaftig nicht leicht. Schon nach der eingangs frisch musizierten «Cosi fan tutte»-Ouvertüre sang er Ferrandos Arie «Un’aura amorosa» in seiner absolut professionellen Art und Weise: die Stimme sass, vielleicht zu Beginn etwas leicht nasal eingefärbt, aber alle Töne waren sauber und die Arie stilistisch sauber gesungen. Gleich darauf folgte die Arie des Alessandro aus «Il Re pastore», wo Flórez seine bravouröse Koloraturtechnik unter Beweis stellen konnte. Der allzu grob und – m.E. – eigentlich zu schnell gespielten «Don Giovanni»-Ouvertüre folgten die beiden Don Ottavio-Arien, wobei einerseits die Lyrismen von «Dalla sua pace» und anderseits der dramatische Impetus der Koloraturketten und der ausdrucksstarke Mittelteil von «Il mio tesoro» besonders beeindruckten. Nach der – vergleichsweise zur «Don Giovanni»-Ouvertüre – im Tempo nun gemässigteren «Figaro»-Ouvertüre beschloss Flórez souverän gestaltend mit der «Baumeister»-Arie («Ich baue ganz auf deine Stärke») mit deren zwei Oktaven Umfang, den Koloraturketten und den in der Mittellage sich befindlichen lyrischen Teil den ersten Programmteil und entliess das begeisterte Publikum in der Tat wahrhaft beglückt in die Pause.

Nach der Pause erklang die wunderschöne und leider zu selten gehörte Konzertarie «Misero! O sogno» (KV 431/425b), die der Sänger mit seiner unvermittelt direkten Musikalität, seiner dezent eingesetzten Farbenpalette und in den Dienst der Musik gestellten Brillanz veredelte. Und gleich nach der Gluck-nahen «Titus»-Ouvertüre brillierte Flórez mit den beiden Arien der Titelfigur: vor allem mit der triumphal gesungenen «Se all’impero», wo der Sänger einmal mehr mit seiner unprätentiösen Belcanto-Kunst zeigen konnte, welch genialer Komponist Mozart ist, wenn man ihn so sauber und doch so ausdrucksstark und engagiert interpretiert. Daran an schloss sich die ebenfalls Gluck-nahe hinreissende «Idomeneo»-Ouvertüre – diese wie alles den ganzen Abend über perfekt musiziert von der wunderbaren La Scintilla – sang Flórez die Bildnis-Arie des Tamino aus der «Zauberflöte» in erstaunlich idiomatischen Deutsch (wie die Baumeister-Arie, die nicht italienisch komponiert und entsprechend gesungen wurde). Und hier nun kündigte sich ein zukünftiger Tamino «von echtem adligem Geblüt» an. Den Höhepunkt setzte Flórez mit der ungekürzten Version der Arie des Idomeneo «Fuor del mar», wo der Sänger alle seine Vorzüge einbringen konnte: nicht enden wollende Koloraturketten auf einem (!) Atem gesungen, dramatische Attacke, geschmackvolle Phrasierung, farbliche Variation für die Stimmungslagen, eine perfekt geführte Stimme auf dem Zenith: Wann hat man diese Arie in letzter Zeit so fabelhaft gesungen gehört? –

Doch nicht genug, vom frenetischen Applaus des Publikums angefeuert, sang Flórez als erste der Zugaben in unnachahmlicher Weise die Arie des Nemorino aus Donizettis «L’elisir d’amore» und – nachdem er sich eine Gitarre hatte bringen lassen, ein von ihm selbst begleitetes immer gern gehörtes «Paloma» mit dem Refrain «Cucurrucú» zum Besten gegeben hatte  –  sang der Sänger nach einem langen Konzertabend quasi als «Sahnehäubchen» aus Donizettis «La fille du Régiment» die Arie des Tonio «Mes amis!» mit den 8 hohen c’, die Flórez mit unverminderter Stimmqualität sang.

Ein wahrlich phänomenaler Konzertabend mit einem ausserordentlichen Künstler, der nicht nur über einen wunderschönen, apart timbrierten lyrischen Tenor mit untadeliger Belcanto-Technik verfügt, sondern auch ein ehrlicher Künstler ist und ein sympathischer Mann geblieben ist. Das alles bescherte uns nicht nur schöne, sondern auch bewegende Augenblicke des Goethe’schen «Verweile doch!»

Nachsatz: Mit dem Mozart-Konzertprogramm, mit dem die Ausführenden im Opernhaus Zürich die Premiere feierten, wurde auch an diesem Abend die neue SONY-CD gleichen Inhalts aus der Taufe gehoben.

John H. Mueller

 

 

 

 

 

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