Christoph Willibald Gluck: Iphigénie en Tauride, Opernhaus Zürich, Premiere: 02.02.2020
„Tristesse totale“ in Samtschwarz-Grellweiss
FOTO © Monika Rittershaus
Auf Wunsch von Cecilia Bartoli kam am Opernhaus Zürich Glucks Meisterwerk „Iphigénie en Tauride“ zur Premiere. Bartoli hat die Rolle der Iphigénie gleich selbst übernommen und Hausherr Andreas Homoki hat inszeniert.
Michael Levine (Ausstattung) hat Andreas Homoki (Inszenierung) dazu einen spitzen Tunnel in Samtschwarz auf die Bühne gestellt und den Chor und die Solisten (bis auf wenige Ausnahmen) gleich dazu in Samtschwarz gekleidet. Das Portal ist die ganze Zeit über, es wird ohne Pause gespielt, von einem schmalen, blendendweissen Rahmen eingefasst. Licht (Frank Evin) dringt nur in ganz seltenen Momenten herein.
Homoki möchte mit dieser Einrichtung das Familientrauma um das Geschwisterpaar Iphigénie und Orest und deren Eltern Klytämnestra und Agamemnon illustrieren. Die Göttin Diane und König Thoas sieht Homoki als Reflex als Spiegelung des Elternpaares.
Homoki bietet, wie nur er es kann, bestes Regietheater. Die kurze Einleitung mit dem Sturm im Orchester ist durch die Inszenierung der Vorgeschichte überlagert und das Stück im Weiteren einer Psychologisierung unterzogen, die dem Werk nicht gerecht wird, weil sie mit Wissen unserer Zeit arbeitet. Letztlich dient die Psychologisierung weniger dem Werk als der Selbstdarstellung des Regisseurs.
Hatten die Aufführungen von Rossinis „La Cenerentola“ mit dem Orchestra La Scintilla unter Gianluca Capuano noch positiv gestimmt, wird man in der Iphigénie nun vom absoluten Gegenteil heftig enttäuscht. Dem trägen Spiel fehlt jede Lebendigkeit und Spannung.
FOTO © Monika Rittershaus
Cecilia Bartoli hat sich die Iphigénie gewünscht und verkörpert die Rolle mit der von ihr gewohnten Perfektion. Die Stimme ist mit dem Alter naturgemäss kleiner geworden, trägt aber, wie auch bei der Cenerentola, im Zürcher Haus perfekt. Jean-François Lapointe leiht dem König Thoas seinen prächtigen Bariton. Die Krone des Abends gebührt Stéphane Degout und Frédéric Antoun als Oreste und Pylade: hier wird sofort klar, was mit dem Begriff „Empfindsamkeit“ gemeint ist. Das Ensemble ergänzen Birgitte Christensen und Katia Ledoux als Diane und Femme Grecque. Noelia Finocchiaro und Andres Wittmann verkörpern „Die junge Iphigénie“ und „Der junge Oreste“.
Begeisterter Applaus vom nicht unbedingt zahlreich erschienen Publikum.
Weitere Aufführungen mit Cecilia Bartoli als Iphigénie:
Di. 04. Feb. 2020, 19.00; Do. 06. Feb. 2020, 19.00; Sa. 08. Feb. 2020, 19.00; Di. 11. Feb. 2020, 19.00.
Weitere Aufführungen mit Birgitte Christensen als Iphigénie:
So. 16. Feb. 2020, 20.00; Do. 20. Feb. 2020, 19.00; So. 23. Feb. 2020, 18.00; Fr. 28. Feb. 2020, 19.00.
02.02.2020, Jan Krobot/Zürich