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ZÜRICH/ Opernhaus: IL TURCO IN ITALIA. Wiederaufnahme. Prickelndes Vergnügen!

20.09.2023 | Oper international

Gioacchino Rossini: Il turco in Italia • Opernhaus Zürich • Wiederaufnahme: 19.09.2023

(Premiere am 28.04.2019)

Prickelndes Vergnügen!

Erste Wiederaufnahme der Saison am Opernhaus Zürich ist Rossinis «Il turco in Italia». Das «Schwesterwerk», «L’italiana in Algeri», folgt ab 31.12.2023.

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Jan Philipp Glogers Inszenierung funktioniert auch bei ihrer vierten Wiederaufnahme perfekt und lässt erkennen, wie sorgfältig geprobt wurde. Gloger hat die Handlung ohne Schaden aktualisiert. Schauplatz ist der Wohnblock Nummer 37 (Bühnenbild: Ben Baur), wo Donna Fiorilla und Don Geronio und der Dichter, hier Dokumentarfilmer, Prosdocimo leben (Kostüme: Karin Jud). Der titelgebende Türke Selim ist gerade dabei einzuziehen, unterstützt vom Hausmeister Don Narciso. Ein Lob an die Requisite für Verfeinerungen wie die Beschriftung der Umzugkartons in türkischer Sprache. Auf diese Situation treffen Zaida und ihr Gefährte Albazar auf der Suche nach Selim, der Zaida sitzengelassen hat. Die Probleme in Liebessachen lassen sich ohne Schaden auch in unserer Zeit verorten. Aus dem Dichter Prosdocimo macht Gloger nun den auch mit den «sozialen Medien» arbeitenden Dokumentarfilmer (Video: Sami Bill). Gleich bleiben, und stehen einer Modernisierung somit nicht im Weg, sein Suchen nach Handlung und seine Manipulation der anderen Protagonisten. So ist jenseits von aller orientalischen Pracht für vollendeten Rossini‐Genuss gesorgt.

Nahuel Di Pierro gibt den Selim perfekt geführtem, jugendlich-frischen und agilem Bass und spürbarer Spiefreude. Olga Peretyatko als Donna Fiorilla, Gemahlin des Don Geronio, hat leider nicht ihren besten Abend. Die Stimme hat wenig Substanz und ist von gaumiger Tongebung geprägt, Legato kaum vorhanden und die Höhen, wenn sie denn gesungen wurden, mit Tendenz zur Schärfe. Renato Girolami scheint die Rolle des Don Geronio in die Kehle komponiert und hier auf den Leib konzipiert zu sein und entsprechend wird er dann vom Publikum gefeiert. Rollendebütant Alasdair Kent als Fiorillas Liebhaber Don Narciso legt die Nervosität im Laufe des Abends ab und dann kann die Stimme frei strömen. Die Stimme ist tadellos geführt, die Höhen kommen sicher und kräftig. Pietro Spagnoli als Dichter Prosdocimo gehört wie Di Pierro und Girolami zur Premierenbesetzung. Auch er scheint mit der Rolle im positiven Sinne verwachsen und so sind diese drei Garanten dafür. Auch Rebeca Olvera war als Türkin Zaida schon bei der Premiere dabei und kann so routiniert ihren Part gestalten und mit der ihr eigenen Lebendigkeit begeistern. Raúl Gutiérrez gibt ihren Gefährten Albazar mit schlankem, kräftigen Tenor.

Der Zusatzchor des Opernhauses Zürich (Choreinstudierung: Ernst Raffelsberger) spielt mit Inbrunst die kosmopolitischen Bewohner von Haus Nummer 37 (unterstützt vom Statistenverein am Opernhaus Zürich) und singt dabei mit Begeisterung. Grosses Kompliment!

Die Philharmonia Zürich unter musikalischer Leitung von Daniele Squeo spielt einen herrlich perlenden, perfekt austarierten Rossini. Als die Trompeten ihren Patzer überwunden haben, bleibt nichts mehr zu wünschen. Squeos Dirigat verdient ein besonderes Lob für die idealem Lautstärken. Am Hammerklavier: Anna Hauner.

 

Prickelndes Vergnügen!

 

Weitere Aufführungen:

Fr. 22. Sept. 2023, 20.00; Di. 26. Sept. 2023, 19.00; Sa. 30. Sept. 2023, 19.00; Di. 03. Okt. 2023, 19.00.

 

20.09.2023, Jan Krobot/Zürich

 

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