Engelbert Humperdinck: Hänsel und Gretel • Opernhaus Zürich • Premiere: 16.11.2025
Ein unterhaltsamer Abend
Es weihnachtet schon allenthalben und so auch in den Spielplänen der Schweizer Musik-Theater. Während St.Gallen «La Bohème» und Luzern «Die Zauberflöte» wählen, setzen Bern und Zürich auf Humperdincks «Hänsel und Gretel» (Biel/Solothurn folgt im Januar mit «La Bohème). Das Opernhaus Zürich nutzt die Premiere für seinen ersten «Opernkinotag», die Übertragung der Vorstellung in 13 Lichtspieltheater des Kantons.

Foto © Herwig Prammer
Nimmt man den Lautstärkepegel der zahlreich anwesenden Kinder zum Massstab, war die Inszenierung von Thom Luz ein voller Erfolg. Luz legt seiner Inszenierung die Vorstellung vom Opernhaus als einer unablässig Illusionen, Bilder und Geschichten produzierenden Maschine mitten in der Stadt zu Grunde und wählt den Blick eines Kindes, das, auf einer Führung durch das Haus, in diese Maschine gerät und von ihr verschluckt wird. Mit diesem Konzept wird die Inszenierung zur sympathischen Leistungsschau des Theaters: der «fliegende» Kinderchor dürfte sich lange an diesen Auftritt erinnern. Die älteren Generationen sind fasziniert vom Modell des Opernhauses, das anfänglich für Licht- und Schattenspiele verwendet wird und im dritten Bild zum Knusperhäuschen wird. Junge, jung gebliebene und mit Phantasie Gesegnete kommen voll auf ihre Kosten. Das Bühnenbild (Michael Köpke) ist hier weitgehend die Bühne selbst. Hinzukommen das Modell des Opernhauses sowie Stellwände und Stoffbahnen als Basis für die teils opulenten Licht- und Schattenspiele (Lichtgestaltung: Elfried Roller, Tina Bleuler; Video: Tieni Burkhalter). Die Kostüme von Tina Bleuler sind dem Konzept entsprechend weitgehend Alltagskleidung. Das Taumännchen ist als Prinzessin gestaltet, vermutlich so man sie sich in den kühnsten Träumen vorstellt.
Giedrė Šlekytė dirigiert ihre erste Premiere am Opernhaus Zürich und überzeugt mit einem umsichtigen Dirigat, das Graben und Bühne perfekt koordiniert und die Ebenen von Volkslied und hochromantischer Musik ideal verbindet. Das Orchester der Oper Zürich spielt weiter in Höchstform und begeistert mit hervorragenden Soli in allen Gruppen. «Abends will ich schlafen gehn» wird so mit phantastischen Piani, grandiosen Blechbläsern und majestätischen Aufschwüngen zu einem Höhepunkt des Abends. Klaas-Jan de Groot hat den Kinderchor der Oper Zürich und die SoprAlti tadellos einstudiert.
Jochen Schmeckenbecher gibt einen sympathischen Peter Besenbinder und begeistert mit mustergültiger Textverständlichkeit und grosser Bühnenpräsenz. Rosie Aldridge legt die Gertrud und die Knusperhexe etwas zu dramatisch an. Das mag vielleicht zur Rollengestaltung passen, aber die Stimme tendiert so zu Schärfen und eingeschränkter Textverständlichkeit. Svetlina Stoyanova und Christina Gansch triumphieren als Hänsel und Gretel und lassen keine Wünsche offen. Marie Lombard und Sylwia Salamońska-Bączyk als Sandmännchen und Taumännchen
Ein unterhaltsamer Abend.
Weitere Aufführungen:
Do. 20. Nov. 2025, 19.00; So. 23. Nov. 2025, 14.00; Fr. 28. Nov. 2025, 19.00; So. 30. Nov. 2025, 13.00;
Di. 02. Dez. 2025, 11.00; Do. 04. Dez. 2025, 19.30; Do. 11. Dez. 2025, 19.30; Di. 16. Dez. 2025, 11.00;
Do. 18. Dez. 2025, 11.00; So. 21. Dez. 2025, 11.00; Fr. 02. Jan. 2026, 13.00; Sa. 24. Jan. 2026, 11.00;
So. 25. Jan. 2026, 14.00; Sa. 31. Jan. 2026, 11.00.
18.11.2025, Jan Krobot/Zürich

