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ZÜRICH/ Opernhaus: GÖTTERDÄMMERUNG (1. Ring-Zyklus der Saison 2023/24.  «Zurück zu den Ursprüngen» # 4

10.05.2024 | Oper international

Richard Wagner: Götterdämmerung • Opernhaus Zürich • Vorstellung: 09.05.2024

 (1. Ring‐Zyklus der Saison 2023‐2024 • Premiere von «Götterdämmerung» am 05.11.2023)

 «Zurück zu den Ursprüngen» # 4

Immer noch grosse Oper. Aber der Traum hat ein Ende.

gd

Foto © Monika Rittershaus

Es gilt, was bereits zur Premiere gesagt wurde: «Es ist kaum in Worte zu fassen, wie phantastisch gespielt wird, wie perfekt jedes einzelne Register aufgestellt und wie absolut ausgefeilt die Farben und die Lautstärke von kammermusikalischer Intimität bis hin zu den ideal gestalteten orchestralen Entfesselungsstürme sind. Geradezu mustergültig gelingen «Siegfrieds Rheinfahrt» und der Trauermarsch. Es sitzen die bekannten Gesichter im Graben, aber es klingt so anders, paradiesisch, unerhört». Weitgehend, es bestätigt sich, was sich im «Siegfried bereits angedeutet hat: Von ideal gestalteter Bandbreite der Lautstärke kann nicht mehr die Rede sein. GMD Gianandrea Noseda geht wohl die Begeisterung durch und so gibt es Stellen, wenn die Philharmonia nicht gebremst wird, wo die Solisten untergehen. Ernst Raffelsberger (Choreinstudierung) hat den Chor der Oper Zürich tadellos einstudiert.

Intendant und Regisseur Andreas Homoki hält sich wie zuvor schon eng an das Libretto und schafft so reichlich Raum für Details und Humor. Entsprechend der von ihm ausgegebenen Devise «Zurück zu den Ursprüngen» werden Libretto und Musik uneingeschränkt respektiert. Selbstverständlich ist das in der Gegenwart ja nicht mehr. Christian Schmidts Ausstattung folgt konsequent dieser Sicht der Dinge und den letzten Arbeiten, ist aber, der Götterdämmerung als letztem Abend der Trilogie entsprechend, auch schon in die Jahre gekommen. Franck Evins Lichtgestaltung trägt enorm zur grossen Wirkung bei, die Video‐Einblendungen wie das im Bild brennende Walhall stammen von Tieni Burkhalter.

Klaus Florian Vogt überzeugt als Siegfried mit endlose Energien, perfekter Diktion und ausserordentlicher Bühnenpräsenz, zu der die jugendliche Färbung seines Heldentenors einen grossen Teil beiträgt, rundum. Daniel Schmutzhard gibt einen soliden, wenig auffälligen Gunther. Alberich ist bei Christopher Purves in besten Händen und charakteristisch idealer Kehle.  David Leigh vermag als Hagen nicht zu überzeugen. Die Stimme klingt dumpf und gaumig, die Töne leiben sozusagen im Hals stecken. In Kombination mit der sehr «freien» Diktion droht so vieles vulgär zu klingen. Camilla Nylund triumphiert als Brünnhilde. Sie teilt die Kräfte ideal ein, so dass ihr auch für die Schlussszene genug Energie bleibt. Bewunderung für diese grossartige Leistung! Lauren Fagan als Gutrune und Sarah Ferede als Waltraute schlagen sich tadellos, bleiben aber eher blass. Freya Apffelstaedt als Erste Norn, Lena Sutor‐Wernich als Zweite Norn, Giselle Allen als Dritte Norn mit ausbaufähiger Diktion sowie die quicklebendigen Uliana Alexyuk als Woglinde, Niamh O’Sullivan als Wellgunde und Siena Licht Miller als Flosshilde und Wolfram Schneider‐Lastin als Wotan und der Statistenverein am Opernhaus Zürich ergänzen das famose Ensemble.

In einer guten Woche beginnt der zweite Zyklus.

«Wagner und Filmmusik: Video‐Installation» vom 3. bis 26. Mai 2024 im Wagner‐Foyer im Opernhaus

  1. Ring‐Zyklus der Saison 2023‐2024: 18.05.2024, 20.05.2024, 24.05.2024 und 26.05.2024

Live Online‐Streaming des 2. Ring‐Zyklus: https://www.opernhaus.ch/2324/ring‐fuer‐alle/

10.05.2024, Jan Krobot/Zürich

 

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