Giuseppe Verdi: Messa da Requiem • Opernhaus Zürich • Wiederaufnahme: 24.02.2024
(Premiere am 03.12.2016)
Koproduktion der Oper Zürich mit dem Ballett Zürich
Von der Unerbittlichkeit des Todes
Der Zufall legt die Wiederaufnahme der szenischen Umsetzung von Verdis «Messa da Requiem» auf ein Jahrestag, der in der Gegenwart ganz besonders für die Auseinandersetzung des Menschen mit dem Tod steht. Die wenig erfreuliche städtische Begleitmusik ist das Abhängen der entsprechenden Flaggen: Zürichs Solidarität und Willkommenskultur ist offensichtlich begrenzt.
Foto © Carlos Quezada
Entstanden ist die Auseinandersetzung vom damaligen Ballett-Direktor Christian Spuck (Choreografie und Inszenierung) aus anderem Anlass, im Nachgang einer Umfrage des Opernhaus-Magazins zum 200. Geburtstag von Giuseppe Verdi. Ziel der Bühnenversion des Requiems als Gemeinschaftsprojekt von Oper und Ballett ist die Interpretation der Musik. Die szenische Realisierung geschieht bei Spuck über Abstraktion und so entstehen sechzehn grosse Tableaus, die auf die Musik reagieren. Der Zuschauer, so Spuck im Programmheft, solle in den Bildern lesen, was er darin lesen wolle. Für Spuck ist das Requiem die Auseinandersetzung des Menschen mit dem Tod. Massgebend sind dabei aber nicht die Angst, sondern Motive wie Trost, Loslassen, Gemeinschaft und Hoffnung. Im Verbund mit dem Bühnenbild Christian Schmidt, den Kostümen von Emma Ryott und der Lichtgestaltung von Martin Gebhardt bietet Spucks Umsetzung den idealen Rahmen für die individuelle Lektüre des einzelnen Zuschauers. Entsprechend frenetisch feiert das Publikum die Tanzenden.
Marco Armiliato erweist sich einmal mehr als einer der besten Dirigenten (fürs italienische Fach) der Gegenwart und trägt zusammen mit der Philharmonia Zürich die Solisten auf Händen durch den Abend. Diese nutzen den von Armiliato und der Philharmonia fein austarierten und stark umgesetzten Klangteppich, so dass der Abend musikalisch zum Ereignis wird. Eine stimmigere Besetzung als Krassimira Stoyanova (Sopran), Agnieszka Rehlis (Mezzosopran), Stephen Costello (Tenor) und Georg Zeppenfeld (Bass) lässt sich kaum denken. Ernst Raffelsberger hat mir der Einstudierung des Chors der Oper Zürich, dem Zusatzchor Opernhaus Zürich und den Chorzuzügern ganze Arbeit geleistet: selten sind die Chöre so kompakt und hoch differenziert zu erleben.
Ein musikalisches Ereignis.
Weitere Aufführungen:
Sa. 02. März 2024,19.00; Fr. 08. März 2024,19.00; Fr. 22. März 2024,19.00; So. 24. März 2024,20.00; Do. 28. März 2024,19.00; Mo. 01. April 2024, 20.00.
01.03.2024, Jan Krobot/Zürich