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ZÜRICH( Opernhaus: GIRL WITH A PEARL EARING von Stefan Wirth. Gemüse, nach Farben geordnet. Urauffühung.

04.04.2022 | Oper international

Stefan Wirth: Girl with a Pearl Earring • Opernhaus Zürich • Uraufführung: 03.04.2022

Uraufführung

Gemüse, nach Farben geordnet

Vor der Premiere des Rheingold als Saison-Höhepunkt hatte am Opernhaus Zürich das Auftragswerk «Girl with a Pearl Earring» seine Uraufführung. Urheber wie Ausführende wurden vom erschienenen Publikum begeistert akklamiert.

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Jan Vermeer: Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge (etwa 1665): https://www.mauritshuis.nl/

Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=55017931

Der Schweizer Komponist Stefan Wirth (*1975) schildert in seiner Oper «Girl with a Pearl Earring» eine Begebenheit aus dem Leben des niederländischen Altmeisters Jan Vermeer (1632-1675). Das Libretto hat Philip Littell (*1950) nach dem gleichnamigen Roman (1999) der amerikanischen Schriftstellerin Tracy Chevalier (*1962) gearbeitet. In einem guten Dutzend Miniszenen, im Interview im Programmheft bezeichnet Wirth sie als Genreszenen, schildert Wirth als Rückblende nach dem Tod Vermeers, wie Griet als Magd in den Haushalt Vermeers kommt, sich basierend auf dem Ordnen von Suppengemüse nach Farben (wie es Detective Monk aus der Fernsehserie «Monk» nicht besser könnte) eine Art geistige Partnerschaft entwickelt und der Maler, der dann noch mit dem Metzgerssohn in Konkurrenz treten muss, sie schliesslich mit dem Ohrring seiner Gattin porträtiert. All das ist frei erfunden, denn Vermeers Biographie ist nur sehr mager dokumentiert.

Wirths Musik legt ihr Hauptgewicht auf Rhythmik und Klangfarbe. Die Melodie ist in den pausenlosen zwei Stunden (ein Schelm, wer Böses denkt) nahezu absent. Die Metamorphose des Orchestergrabens zur Camera obscura, die «Sehen hilft» gerät zum akustischen Iron man, den jeder Zuhörer für sich selbst stemmen muss. Zumal Ted Huff seine Inszenierung entsprechend minimalistisch gehalten hat und es ausser Auftritten und Abgängen auf die bis auf eine von der einen Seite gleissend weisse und von der anderen Seite schwarzen Wand auf der Drehbühne (Bühnenbild: Andrew Liebermann) nichts zu sehen gibt. Auch kein Suppengemüse, das Griet ordnen könnte. Annemarie Woods Kostüme passen in ihrer Schlichtheit perfekt dazu. Die Philharmonia Zürich (unter musikalischer Leitung von Peter Rundel) glänzt auch in diesen eher ungewohnten Gefilden.

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Foto © Toni Suter

Lauren Snouffer und Thomas Hampson verkörpern die beiden Hauptfiguren Griet und Jan Vermeer mit enormer Bühnenpräsenz und Einsatz. Laura Aikin gibt die Malergattin Catharina Vermeer. Liliana Nikiteanu singt die Maria Thins, Yannick Debus den Metzgerssohn Pieter, Irène Friedli die Tanneke und Iain Milne den Van Ruijven. Sarah Castle als Griet‘s Mother, Lisa Tatin als Children engine, Noelia Finocchiaro als Cornelia, Cleo Salzmann als Maertge und Adina Hohler als Lisbeth ergänzen das Ensemble.

Oper einmal anders.

Weitere Aufführungen:

Do. 07. April, 19.00; Sa. 09. April, 19.00; Sa. 16. April, 19.00; So. 24. April, 14.00; Fr. 29. April, 19.00;

Fr. 06. Mai, 19.00; So. 08. Mai, 20.00.

 

03.04.2022, Jan Krobot/Zürich

 

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