Galakonzert zum Ausklang der Direktion Homoki • Opernhaus Zürich • Premiere: 05.07.2025
„Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist!“
Das Opernhaus Zürich begeht den Ausklang der Direktion Homoki mit zwei Konzerten, einem Gala-Konzert und einem Festkonzert. Das Festkonzert dirigiert der aktuelle GMD Gianandrea Noseda, das Galakonzert sein Amtsvorgänger Fabio Luisi.
Foto © Andrin Fretz
Das «Galakonzert zum Ausklang der Direktion Homoki» führt quer durch das Opernrepertoire und bringt die Philharmonia Zürich, den Chor der Oper Zürich (Choreinstudierung: Janko Kastelic), drei die Direktion Homoki prägende Gesangsstars und Säulen des Ensembles zusammen.
Mit dem Einzug der Gäste «Freudig begrüssen wir» («Tannhäuser», Richard Wagner) bestätigt der Chor den hervorragenden Eindruck aus «Elias» und «Les Contes d’Hoffmann». Der Klang ist homogen und satt, die Textverständlichkeit mustergültig. Camilla Nylund stellt sich an diesem Abend mit «Dich, teure Halle, grüss’ ich wieder» («Tannhäuser», Richard Wagner) vor. Die Stimme sitzt gut, zeigt leichte Tendenz zur Schärfe und wirkt noch etwas verhalten. «Abendlich strahlt der Sonne Auge» («Das Rheingold», Richard Wagner) ist der Auftritt von Bryn Terfel mit perfekt fokussiertem, frei strömendem und wunderbar gestaltendem Bariton. Das Duett «Glück, das mir verblieb» («Die tote Stadt», Erich Wolfgang Korngold), vorgetragen von Camilla Nylund und Klaus Florian Vogt, bleibt, trotz aller sängerischen Klasse, zwischen den Wagner-Nummern etwas blass. Mit der Gralserzählung «In fernem Land, unnahbar euren Schritten» befindet sich Vogt bei seinem Kernrepertoire und macht klar, warum es das ist. Besser geht das nicht! Sein heller, farbenreicher Tenor strömt wunderbar frei und «leicht», die Stimme ist so souverän geführt, dass Vogt sich ganz auf die Gestaltung und Durchdringung von Text und Inhalt konzentrieren kann. Ein weiterer Höhepunkt des Abends ist die Ouvertüre zu Gioacchino Rossinis «Guillaume Tell». Luisi gestaltet die unterschiedlichen Teile perfekt charakteristisch, macht aus jedem Teil ein eigenes Juwel, und fügt diese dann zu einem grossen Ganzen als Crescendo zusammen. Ein grosses Lob an die Philharmonia und besonders an das Solo-Cello und Englisch-Horn. Terfel gestaltet die Arie «Miei rampolli femminini» aus Rossinis «La Cenerentola» (im Bademantel) mit grossem komischem Einfühlungsvermögen und perfekt fokussierter Stimme. Siena Licht Miller, Andrew Owens, Andrew Moore, Brent Michael Smith, Stanislav Vorobyov, Rebeca Olvera und Liliana Nikiteanu glänzen im Finale I («Zitto zitto, piano piano») aus «La Cenerentola» als perfektes Ensemble. Stimmlich positiv überrascht der Don Ramiro von Andrew Owens.
Mit einem beseelt vorgetragenen «Vissi d’arte» («Tosca», Giacomo Puccini) eröffnet Nylund den zweiten Teil des Abends. Dem «Te deum» aus «Tosca» wäre etwas weniger Lautstärke zugutegekommen. Ohne Verlust an Eindruck wäre Terfels Stimme noch besser zur Geltung gekommen. Franz Lehár ist mit dem «Land des Lächelns» und daraus «Wer hat die Liebe uns ins Herz gesenkt» und «Dein ist mein ganzes Herz» vertreten. Nylund und Vogt glänzen auch im Fach der leichten Muse. Mit überragender Bühnenpräsenz bestreiten Nylund und Terfel das Duett «Anything You Can Do, I Can Do Better» aus «Annie Get Your Gun» von Irving Berlin und präsentieren den Wettkampf zwischen Kunstschütze und Jägerin mit einem intensiven Augenzwinkern. Mit dem Quartett «Bella figlia dell’amore» aus Verdis «Rigoletto» legen Omer Kobiljak (mit phänomenalem Tenor eine der Entdeckungen der Direktion), Rebeca Olvera, Siena Licht Miller und Ruben Drole klingendes Zeugnis vom Begriff «Ensemble» ab. Straussens «Die Fledermaus» ist an diesem Abend gleicher vierfach vertrete: mit der Ouverture (von Luisi wieder perfekt strukturiert und der Philharmonia so umgesetzt), dem Uhrenduett «Dieser Anstand, so manierlich» (Nylund, Vogt), dem Terzett «Trinke, Liebchen, trinke schnell» (Nylund, Vogt, Drole) und als Zugabe «Brüderlein, Brüderlein und Schwesterlein». Mit «Heil sei dem Tag, heil sei der Stunde» (neben den bisherigen Nathan Haller, Daniel Norman, Martin Zysset und Valeriy Murga), dem Finale ultimo aus van Beethovens «Fidelio», endet das Galakonzert.
Weitere Aufführung: 10.07.2025, 19.00.
06.07.2025, Jan Krobot/Zürich