Galakonzert Internationales Opernstudio Zürich • Opernhaus Zürich • 03.07.2023
Ein ausserordentlich vielversprechender Jahrgang
Im diesjährigen «Galakonzert Internationales Opernstudio Zürich» präsentiert sich ein ausserordentlich vielversprechender Jahrgang. Begleitet wird er vom Kammerorchester Zürich.

Foto © Opernhaus Zürich
Das Konzert beginnt mit der Ouverture zu Rossinis «L’Italiana in Algeri». Mit fein ziseliert Crescendi, leicht trockenem Klang und traumhaften Bläsersoli (Zürcher Kammerorchester, musikalische Leitung: Adrian Kelly) gelingt ein formidabler Einstieg in den Abend. Im Quartett «Sento in petto un freddo gelo» aus Cimarosas «Il matrimonio segreto» beweist Bożena Bujnicka beweist mit ihrem hellen Sopran grosses komisches Talent, Yewon Hans runde, volle Stimme kontrastiert bestens mit der Bujnickas. Freya Apffelstaedt und Benjamin Molonfalean ergänzen das Duo zum Quartett. In der Scena di Oscar «Il primo Giudice – S’avanzi» aus Verdis «Ballo in maschera» stehen für die stimmliche wie darstellerische Vielfalt von Chelsea Zurflüh und ihrem Sopran. Die Stimmt trägt bis in den letzten Winkel des Hauses, brilliert mit vollem Klang und ermöglicht ihr so nicht nur zu singen, sondern zu gestalten. Prägnant die kurze Einwürfe Maximilian Lawries als Primo Giudice. Rezitativ und Cavatina «O saint médaille / Avant de quitter ces lieux» aus Gounods «Faust» überzeugt die Mezzosopranistin Simone McIntosh mit voller, farbenreicher, herrlich tragender Stimme. Jonas Jud steht ihr in Nichts nach. Jungrae Noah Kim fehlt in diesem Moment trotz zahlreicher Einsätze auf der grossen Bühne noch etwas an Sicherheit. Er sucht immer wieder eine Gelegenheit, sich festzuhalten. Schöngesang dominiert die Stimme, es fehlt noch etwas an Diabolik. In «Vain regrets! Tendresse ephémère! Monsigneur! Ophelie!» aus Amboise Thomas «Hamlet» dominiert Yewon Hans runder, voller Sopran über den kleinen, aber feine Bariton von Gregory Feldmann. Ein erster Höhepunkt des Abends wird «Měsíčku na nebi hlubokém» aus Dvořaks «Rusalka». Dieser Stimme, die so anders klingt als noch bei Cimarosa, diesem herrlich warmen Sopran muss man in diesem Moment einfach verfallen. Freya Apffelstaedt adelt Mignons «Connays-tu le le pays?» in Ambroise Thomas gleichnamiger Oper durch ihren herrlich warmem Mezzosopran. Gregory Feldmann ist dabei ihr Partner. Im Freischütz-Terzett «Wie? Was? Entsetzen!» springt Jacqueline Wagner für die erkrankte Ann-Kathryn Niemczyk ein. Maximilian Lawrie ist ein schüchterner Max zwischen zweier Frauen, denn Chelsea Zurflüh ist ein so gar nicht biedermeierliches sondern modernes Ännchen.
Gleich nach der Pause folgt ein weiterer Höhepunkt. Simone McIntosh interpretiert «Dieu! Que-viens je d’entendre? Il m’en souvient» aus Berlioz «Béatrice et Bénedict» als hätte sie schon Jahrzehnte Bühnenerfahrung und wahrt dabei trotzdem jugendliche Frische. Einmal mehr begeister auch das Kammerorchester als formidabler Begleiter. In «Nel veneto corteggio io ravvinasti / Vieni: la mia vendetta è meditatae pronta» aus Donizettis «Lucrezia Borgia» harmonieren die Stimmen von Benjamin Molonfalean und Maximilian Lawrie bestens: Lawries Stimme ist im Vergleich deutlich kleiner und so wird er wiederholt vom Orchester zugedeckt. Alejandro Del Angel kann mit der Scena e Romanza «Forse la soglia attinse / Ma se m’è forza perderti» aus Verdis Maskenball einen grossen, persönlichen Erfolg verbuchen: hier stimmt alles. Mit dem Finale II «Il rival salvar tu dêi» («Suoni la tromba intrepida») aus Bellinis «I Puritani» kommt ein Traum für Bariton und Bass zu Gehör, der von italienischem Brio nur so strotzt. Und Aksel Daveyan und Jonas Jud lassen auch nichts anbrennen. Mit dem Finaletto «Andiamo Padroni, Buon viaggio, sta in bene» aus Rossinis Italiana verabschiedet sich das Ensemble.
Heftiger Applaus!
04.07.2023, Jan Krobot/Zürich

