Galakonzert des Internationalen Opernstudios • Opernhaus Zürich • 07.07.2024
Ein vielversprechender Abend
Wie jedes Jahr leitet das Abschlusskonzert des internationalen Opernstudios die letzte Woche der Saison ein. Die szenische Einrichtung besorgt noch einmal der scheidende Intendant Andreas Homoki.
Foto © Artan Huersever
Indyana Schneider eröffnet den Abend mit Sestos Arie «Parto, ma tu ben mio» («La clemenza di Tito», Wolfgang Amadeus Mozart). Das sie als indisponiert angesagt ist, kann die Leistung nicht beurteilt werden. Dann stellen sich Sylwia Salamońska und Max Bell mit dem Duett «Ich gehe, doch rate ich dir» (Blonde und Osmin, «Die Entführung aus dem Serail», Wolfgang Amadeus Mozart) vor. Salamońska vermag an diesem Abend wenig zu überzeugen. Die Stimme tendiert zu Schärfen und scheint wenig verankert, Textverständlichkeit und Diktion haben Verbesserungspotential. Bell überzeugt mit gut fokussierter, farbenreicher Stimme und sehr guter Textverständlichkeit. Rundum überzeugend ist der Vortrag von Rezitativ und Arie «Estinto è Idomeneo? / Tutte nel cor vi sento» (Elettra, «Idomeneo», Wolfgang Amadeus Mozart) durch Maria Stella Maurizi. Hier präsentiert sich ein veritabler dramatischer Sopran: Die raumgreifende Stimme ist perfekt fokussiert, weist ein gutes Fundament auf und überzeugt mit perfekter Textverständlichkeit. Ihre Bühnenpräsenz zeugt von der Durchdringung der Rolle. Mit dem Duett / Terzett «Caro elisir, sei mio / Esulti pur la barbara/ In guerra ed in amor» («L’elisir d’amore», Gaetano Donizetti) stellen sich Tomislav Jukic (Nemorino), Flavia Stricker (Adina) und Steffan Lloyd Owen (Belcore) vor. Jukic überzeugt mit frei strömendem, ganz leicht metallischem Tenor, guter Textverständlichkeit und Bühnenpräsenz. Mit dieser Stimme liegen bereits die Tenor-Partien des frühen Verdi in Reichweite. Stricker triumphiert mit ihrem wunderbar vollem, klarem Sopran, perfektem Fokus und Fundament, tadelloser Textverständlichkeit und überragender Bühnenpräsenz. Lloyd Owen einen voluminösen, kernigen, tadellos geführten Bariton. Samson Setu präsentiert Figaros Rezitativ und Arie «Tutto è disposto / Aprite un po’ quegl’occhi» («Le nozze di Figaro», Wolfgang Amadeus Mozart). Da er als indisponiert angesagt ist, kann die Leistung nicht beurteilt werden. Den ersten Teil beschliesst das Quintett «Signore, una parola» aus Gioacchino Rossini «La Cenerentola» Indyana Schneider (Cenerentola), Tomislav Jukic (Ramiro), Felix Gygli (Dandini), Samson Setu (Don Magnifico), Lobel Barun (Alidoro). Gygli überzeugt mit Stil (tadelloser Belcanto) und Klasse, Barun mit wunderbar kräftigem, gut fokussierten Bass.
Felix Gygli eröffnet den zweiten Teil des Abends mit der Arie «Heiterkeit und Fröhlichkeit» (Graf von Eberbach, «Der Wildschütz», Albert Lortzing) und triumphiert mit souverän geführter Stimme mit wunderbaren Farben und Höhen und absolut überragender Bühnenpräsenz. Christopher Willoughby glänzt mit Lenskis Arie «Kuda, kuda vï udalilis» («Eugen Onegin», Pjotr Iljitsch Tschaikowski) mit perfektem Atem und berückenden Piani bei leichtem Vibrato. Mit Szene und Duett «Giovanna, ho dei rimorsi / È il sol dell’anima / Addio, speranza ed anima» aus Verdis «Rigoletto» stellen sich Marie Lombard (Gilda), Dominika Stefańska (Giovanna), Alvaro Diana Sánchez (Duca) vor. Lombard überzeugt mit gut fokussiertem Sopran mit glasklaren Höhen. Stefańskas Mezzo hat grosses Volumen, das hier etwas besser fokussiert werden könnte. Sánchez Tenor überzeugt mit gutem Fundament und sauberen Höhen: er hat das gewisse «Etwas» in der Stimme. In Erdas «Weiche, Wotan! Weiche!» («Das Rheingold», Richard Wagner) präsentiert Stefańska eine intensive Mittellage und diskrete Tiefen mit leichtem Vibrato. Gygli bestätigt den überaus positiven Eindruck der vorhergehenden Auftritte. Maximilian Lawrie beendet die Abfolge der Soloauftritte mit Walther von Stolzings «Morgenlich leuchtend in rosigem Schein» («Die Meistersinger von Nürnberg», Richard Wagner). Er präsentiert einen herrlich aufblühenden Heldentenor, dessen Textverständlichkeit noch Verbesserungspotential hat. Mit dem Finale ultimo «Tutto nel mondo è burla» aus Verdis «Falstaff» endet der Abend.
Unter musikalischer Leitung von Adrian Kelly begleitet das Zürcher Kammerorchester die jungen Sänger mit lebendigem, inspiriertem Spiel und kernigem Wohlklang.
Ein vielversprechender Abend!
08.07.2025, Jan Krobot/Zürich