Charles Gounod: Faust • Opernhaus Zürich • Vorstellung: 06.11.2022 nachmittags
(3. Vorstellung • Wiederaufnahme: 29.10.2022 • Premiere am 03.11.2013)
«Vive la vie!»
Jan Philipp Glogers Inszenierung überzeugt weiterhin durch ihre Schlichtheit, die, auch wenn die 1869 für die Opéra erstellte Fassung mit Rezitativen und Balletteinlagen gezeigt wird, erahnen lässt, wie die Uraufführung 1859 gewirkt haben könnte.
Foto © T+T Fotografie / Tanja Dorendorf
Saimir Pirgu scheint im Faust seine ideale Rolle gefunden zu haben. Sein Tenor bietet die ideale Mischung von Schmelz und Metall kombiniert mit schier endlosem Atem und bester Diktion. Bleibt nur, das Temperament im Zaum zu halten: in dieser Vorstellung war ein kurzer Hinweis der Stimme zu vernehmen. Roberto Tagliavini gibt einen Méphistophélès, den man sich manchmal etwas weniger elegant und dafür diabolischer wünschen würde. Konstantin Shushakov gibt mit wohltuend wenig Vibrato einen recht «glatten» Valentin. Er macht nichts falsch, aber er reisst den Zuhörer auch nicht vom Stuhl. Anita Hartig kann als Marguerite leider nur bedingt überzeugen. Vor der Pause hält dich das Vibrato angenehm in Grenzen und die Stimme ist geführt. Nach der Pause gewinnt das Vibrato leider wieder die Oberhand und die Stimme klingt schnell scharf und schrill. Alexandra Kadurina hat sich als Siébel gegenüber der Wiederaufnahme eindeutig verbessert. Das Vibrato hat deutlich nachgelassen und sie beginnt nun die Rolle zu gestalten. Liliana Nikiteanu gibt mit wohlklingendem Mezzo eine herrlich biedermeierliche Marthe. Jungrae Noah Kim ergänzt das Ensemble als Wagner.
Der Chor der Oper Zürich (Choreinstudierung: Ernst Raffelsberger) wie auch die Philharmonia Zürich und Ryan McAdams (musikalische Leitung) lassen keine Wünsche offen.
Weitere Aufführungen: 13.11.2022 und 16.11.2022.
07.11.2022, Jan Krobot/Zürich