Felix Mendelssohn Bartholdy: Elias • Opernhaus Zürich • Vorstellung: 26.06.2025
(7. Vorstellung • Premiere am 09.06.2025)
Im Graben gibt’s kein Halten
Der szenische Part funktioniert wie an der Premiere. Im Graben gibt’s kein Halten.
Foto © Monika Rittershaus
GMD Gianandrea Noseda nimmt an diesem Abend keine Rücksicht auf das sommerlich schwach besetzte Haus und lässt die Philharmonia Zürich zügellos laut aufspielen. Warum er, der das Haus ja nun wirklich kennen sollte, die Lautstärke nicht anpasst, bleibt ein Rätsel. Trotz aller Raffinesse, Stilsicherheit, Präzision und Leidenschaft der Philharmonia klingt Mendelssohn Bartholdys Musik so unverhältnismässig hart, an manchen Stellen fast grob. Das Klangbild ändert sich im zweiten Teil, mit etwas weniger Forte-Stellen nur marginal.
Die Chöre, der Chor der Oper Zürich und der Zusatzchor der Oper Zürich, können dank ihrer Grösse gegenüber der Klanggewalt bestehen und überzeugen wie an der Premiere mit sattem, kompaktem Wohlklang und weitestgehend tadelloser Textverständlichkeit. Ernst Raffelsberger hat mit der Choreinstudierung grossartige Arbeit geleistet.
Die Solisten können dank ihrer Ausnahmestimmen ebenfalls bestehen. Am stärksten gefordert ist Christian Gerhaher, der als Elias die längste Bühnenzeit hat. Er überzeugt mit kernigem Bariton und phänomenaler Textverständlichkeit. Allerdings verändert die brutal laute Musik seine Rolleninterpretation. Von Ambivalenzen, Charisma oder Selbstzweifeln (die ihn laut Programmheft charakterisieren) ist nichts mehr zu entdecken. Aus seinem Hammer, mit dem er zerschlägt, was ihm nicht gefällt, wird so ein Presslufthammer, der alles restlos zertrümmert. Julia Kleiter überzeugt als Die Witwe / Sopran mit rundem, vollem, gut geführtem Sopran. Wiebke Lehmkuhl begeistert als Der Engel / Alt mitperfekt fokussiertem, farbenreichen Mezzo. Mauro Peter gibt den Obadjah / Tenor mit wunderbar frei strömendem, hellen Tenor. Raúl Gutiérrez und Indyana Schneider überzeugen als König Ahab (Tenor 2) und Die Königin (Alt 2). Felix Gygli als Bass, Sylwia Salamonska als Der Knabe, Flavia Stricker als Sopran 2 und Max Bell als Bass 2 ergänzen das Ensemble.
Hat man eine Besetzung wie diese zu Verfügung, muss man «Elias» machen. Keine Frage. Warum das aber szenisch geschehen muss? Die Antwort bleibt auch diese Aufführung schuldig, denn das Geschehen auf der Bühne lenkt eigentlich nur von Text und Musik ab.
Weitere Aufführungen: So. 29. Juni 2025, 20.00; Mi. 2. Juli 2025, 19.00; So. 6. Juli 2025, 20.00.
27.06.2025, Jan Krobot/Zürich