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ZÜRICH/ Opernhaus: DON PASQUALE

13.12.2019 | Oper

Gaëtano Donizetti: Don Pasquale, Opernhaus Zürich, Vorstellung: 12.12.2019

 (2. Vorstellung seit der Premiere am 08.12.2019)

 

Warum nur?

Warum nur, fragt sich der kritische Besucher nach der Vorstellung, wollte so überhaupt keine Stimmung aufkommen? Mässiger Zwischenapplaus, kein Applaus nach Ernestos «Com’è gentil la notte» , nur drei Minuten Schlussapplaus.

Bildergebnis für zürich don pasquale

 

Lag es an der Inszenierung? Christof Loy hat in seiner Inszenierung aufs Genaueste gearbeitet, was im Endergebnis aber dazu führt, dass die Protagonisten nicht mehr frei spielen sondern die einstudierten Abläufe abspulen. Die extreme Kopflastigkeit und das Bestreben ein Stück mit dem Wissen unserer Zeit zu psychologisieren töten jede spontane Regung ab. Wenn Donizetti in seinem dramma buffo einen Schritt weiter geht als der eine Generation ältere Rossini in seinen opere buffe und selbst wenn Donizetti für die Uraufführung ein zeitgenössisches Ambiente wünschte, heisst das noch nicht, dass man der Oper mit der Psycho-Keule zu Leibe rücken muss. Ganz auf Linie des Regisseurs ist Johannes Leiackers hyperrealistisches Bühnenbild. Wenn Loy das Geschehen des Stücks in seiner Verdichtung, in zweieinhalb Stunden erlebt der Zuschauer die Stationen vom Kennenlernen über Heirat und Ehehölle bis zur Scheidung, zu Recht als absurd und surreal bezeichnet, ist ein Bühnenbild, inspiriert von den Villen des nahen Zürichbergs schlicht fehl am, Platz. Die Kostüme Barbara Drosihns sind für sich allein betrachtet durchaus als ästhetisch zu bezeichnen, im Ganzen aber unstimmig. Norina sieht als Sofronia nicht nach Nonne aus. Bevor man sie in ein dem Rotlicht-Milieu entsprungenes Kostüm kleidet, wäre etwas Recherche durchaus angebracht gewesen.

Lag es am Orchester? Die Philharmonia Zürich spielt unter Enrique Mazzola technisch perfekt und durchaus mit Engagement. Aber auch hier ist festzustellen, dass ein Vorsatz aus dem Leading team, jener des Dirigenten dem Stück alle von ihm als falsch erachteten Traditionen auszutreiben, als Stimmungskiller wirkt.

Lag es an den Solisten? Johannes Martin Kränzle überzeugt als Don Pasquale sowohl stimmlich wie schauspielerisch, auch wenn er den ganzen Abend immer wieder mit einem Glas Joghurt in der Hand zu sehen ist. Konstantin Shushakov als Dottore Malatesta bestreitet den Abend im Einheits-Dauer-Forte: stilistische Feinheiten sind zumindest an diesem Abend nicht sein Ding. Stilistisch absolut überzeugend gibt Mingjie Lei den Ernesto. Bei ihm wird die Stimme aber ab dem Piano unschön rau und brüchig. Julie Fuchs als Norina lässt keine Wünsche offen. Das Ensemble ergänzen Dean Murphy als Carlotto, R. A. Güther als Sergio, David Földszin als Ugo und Ursula Deuker als Clara.

Es liegt wohl an allem ein bisschen. «Oper ist ein Stil», so hat es der Zürcher Fürsprech der italienischen Oper einmal auf den Punkt gebracht. Das Bewusstsein für den Stil fehlte an diesem Abend leider fast durchgehend.

Weitere Aufführungen: 21.12.2019, 19.00; 26.12.2019, 20.00; 29.12.2019, 14.00; 01.01.2020, 19.00; 04.01.2020, 19.30; 09.01.2020, 20.00.

17.12.2019, Jan Krobot/Zürich

 

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