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ZÜRICH/ Opernhaus: DIE ZAUBERFLÖTE – Ein veritables Kaleidoskop des Regietheaters. Wiederaufnahme

30.04.2023 | Oper international

Wolfgang Amadeus Mozart: Die Zauberflöte • Opernhaus Zürich • Wiederaufnahme: 29.04.2023

(Premiere am 07.12.2014)

Ein veritables Kaleidoskop des Regietheaters

Die Wiederaufnahme von Mozarts Meisterwerk erfüllt alle Wünsche, die ein Liebhaber des Regietheaters nur haben kann.

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Foto © T+T Fotografie – Tanja Dorendorf

Tatjana Gürbacas Inszenierung bietet als veritables Kaleidoskop des Regietheaters alles, was des Liebhabers Herz begehrt. An erster Stelle zu nennen ist da natürlich der absolut freie Umgang mit dem Werk. Selbstverständlich wurde eine eigene Fassung erstellt, die nur noch von Ferne ans Original erinnert. Von «der Vorliebe für das Wunderbare» (so Mozarts Zeitgenossin Henriette von Oberkirch), die das Wiener Publikum am Endes des 18. Jahrhunderts charakterisierte, bleibt nichts übrig. Das Bühnenbild von Klaus Grünberg (Bühnenbild, Lichtgestaltung und Video-Design) mit dem Gerippe eines Hauses und den toten Bäumen und die skurrilen Kostüme Silke Willretts könnten keine besseren Rahmen für die unglaubliche Tiefe des Stücks und die Verhandlung der letzten Fragen bieten. Der Entwicklungsbogen des Stücks, das Bestreben Sarastros und der Seinen den «Urwelt-Chaos-Zustand» unter Kontrolle zu bringen, besteht darin, die Haus-Ruine mit Rollläden auszustatten.

Um die musikalische Seite ist es leider nicht ganz so gut bestellt. Die Philharmonia Zürich spielt weiterhin überragend; an diesem Abend vermögen vor allem das Blech und die wunderbar warmen Holzbläser zu begeistern. Nikolaj Szeps-Znaider (Musikalische Leitung) wählt aber weitestgehend langsame, fast langatmige Tempi, mit denen die meisten Beteiligten ihre liebe Müh und Not haben. Der Chor der Oper Zürich und der Statistenverein am Opernhaus Zürich (Choreinstudierung: Janko Kastelic; Choreographische Mitarbeit: Kinsun Chan) erfüllen ihre Aufgaben mit Wohlklang und/oder Akribie.

Thomas Erlank gibt den Tamino mit hellem, kräftigen Tenor. Die Höhen verbinden sich allerdings erst im Laufe des Abends mit den übrigen Registern und haben dann auch mehr Fundament. Einen besseren für den Sarastro als Vitalij Kowaljow kann man sich an diesem Abend nur schwerlich vorstellen. Die Stimme sitzt, hat Fundament und die Textverständlichkeit ist überragend. Lauren Snouffer kann als Pamina nur bedingt überzeugen. Der Stimme entbehrt es an Fundament und wird in den Höhen schnell scharf. An Fundament fehlt es auch der Königin der Nacht von Christina Poulitsi. Die Höhen sind kristallklar, aber genauso flüchtig. Die Rolle des Papageno wurde Ruben Drole «auf den Leib inszeniert». Die hyperaktive, manchmal fast kindliche Interpretation vermag das Publikum an diesem Abend nicht mehr wirklich zu begeistern. Ziyi Dais Papagena bleibt an diesem Abend überraschend unauffällig. Die drei Damen (Ann-Kathrin Niemczyk, Grace Durham und Ida Aldrian) sind in dieser Inszenierung als Amazonen angelegt. Cornel Frey als Monostatos und Daniel Miroslaw als Sprecher / 2. Priester überzeugen stimmlich wie darstellerisch. Maximilian Lawrie als 1. Priester, Alejandro Del Angel als 1. Geharnischter, Jonas Jud als 2. Geharnischter und drei Zürcher Sängerknaben ergänzen das Ensemble.

Ein veritables Kaleidoskop des Regietheaters!

Weitere Aufführungen: Fr. 5. Mai 2023, 19.30; Fr. 12. Mai 2023, 19.00; Mi. 17. Mai 2023, 19.30.

30.04.2023, Jan Krobot/Zürich

 

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