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ZÜRICH/ Opernhaus: DIE CSARDASFÜRSTIN – Wiederaufnahme

13.03.2024 | Operette/Musical

Emmerich Kálmán : Die Csárdásfürstin • Opernhaus Zürich • Wiederaufnahme: 10.03.2024 nachmittags

(Premiere am 25.09.2020)

Kreuzfahrt ins Verderben

Der aktuelle Spielplan des Opernhauses bietet im Moment die Möglichkeit zu vergleichen, wie zwei Regisseure versuchen die Operette ins 21. Jahrhundert zu bringen. Jan Philipp Gloger hat Kalmans «Die Csárdásfürstin» in Szene gesetzt, Barrie Kosky Lehars «Die lustige Witwe».

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Foto © Toni Suter

Jan Philipp Glogers Konzept ist es, „Die Csárdásfürstin“ als Kreuzfahrt ins Verderben zeigen. Die Relevanz der Geschichte für die Gegenwart liege für ihn darin, dass sie eine Gesellschaft zeige, die notorisch über ihre Verhältnisse lebe und deren Akteure die Zeichen der drohenden Katastrophe ignorierten. Wenn Gloger dazu eine Bearbeitung des Stücks, um szenische Plausibilität zu verleihen, als nötig erachtet, diskreditiert er seine Arbeit damit. Man kann die Operette als Gebrauchsdramatik betrachten, mit der man frei umgehen kann. Man kann mit dieser Gebrauchsdramatik aber, und daran krankt die Regie, nie so frei umgehen, wie beim Sprechtheater. Und mit den Umstellungen ist Gloger zu weit gegangen: er hat Umstellungen gemacht, die aus dem dreiaktigen Stück ein Zweiaktiges machen und die Dialoge politisch korrekt bearbeitet. Der moralische Knüppel, den er für seinen zweiten Akt auspackt, ist völlig unnötig, wie die Publikumsresonanz, nicht mehr als der Hauch eines Applauses in er Operetten-Vorstellung am Sonntag-Nachmittag, zeigt, schon fast kontraproduktiv. Das Bühnenbild, jeweils die dominierende Yacht «Csárdásfürstin», stammt von Franziska Bornkamm, die Kostüme Karin Jud. Melissa King hat die Schiffscrew, Prostituierten, Folklore-Tänzer, Tiere und Aliens (Kimberley Bolen, Liviana Degen, Noa Joanna Ryff, Maja Xhemaili-Luthiger, Stephan Bischof, Stefan Schmitz, Philip Ranson, Gianmarco Rostetter) choreographiert.

Die Philharmonia Zürich unter Lorenzo Viotti vermag leider nicht zu begeistern. Uninspiriert, weil vom Dirigenten im Stich gelassen, spielt sie konsequent zu laut, so dass die Solisten jeweils mehr oder weniger hoffnungslos untergehen. Der von Janko Kastelic vorbereitete Zusatzchor Opernhaus Zürich und die Chorzuzüger absolvieren ihren Auftritt tadellos. Da die Produktion Premiere hatte, als Covid-Einschränkungen galten, singt der Chor im Chorsaal und wird von da aus eingespielt. Verständlich, dass man sich nicht die Mühe gemacht hat den Chor nachträglich auf der Bühne unterzubringen: nicht verständlich, dass man sich – gerade nach den technologischen Erfahrungen der Corona-Zeit in diesem Bereich – bei der Übertragung des Chors nun keine Mühe mehr gibt.

Annette Dasch als Sylva Varescu vermag leider nicht zu überzeugen: die Stimme hat kein Fundament, klingt fahl und in den Höhen unangenehm scharf. Pavol Breslik als Edwin geht es kaum besser: wenig inspiriert gebraucht kämpft sie mit dem Orchester, um nicht völlig unterzugehen. Nathan Haller gelingt ein tadelloses Rollendebüt als Boni. Rebeca Olvera als Stasi und Martin Zysset als Feri, zwei Felsen des Ensembles, absolvieren ihre Auftritte routiniert. Jürgen Appel ergänzt das Ensemble als Kiss/Fürst.

Eine erschreckend stimmungslose Aufführung.

Weitere Aufführungen:

Mi. 13. März 2024, 19.00; So. 17. März 2024, 20.00; Sa. 23. März 2024, 19.0;

Sa. 30. März 2024, 19.00; Mo. 01. April 2024, 14.00.

12.03.2024, Jan Krobot/Zürich

 

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