Richard Strauss: Der Rosenkavalier • Opernhaus Zürich • Premiere 21.09.2025
Basierend auf einer Produktion der Los Angeles Opera
Frisch gesehen und trotzdem erkennbar
Farbenprächtig beginnen die neue Saison und die neue Intendanz am Opernhaus Zürich. Es herrscht eine besondere Atmosphäre, denn für Fernsehen und Radio wird die neue Produktion aufgezeichnet.
Foto © Matthias Baus
Lydia Steier (Inszenierung) erzählt die Geschichte stringent und eng am Libretto mit überzeugender Personenführung. Ihre Arbeit wird von der Ausstattung und ästhetische Gesamtkonzeption Gottfried Helnweins (Bühnenbildmitarbeit: Dieter Eisenmann; Kostümmitarbeit: Louise-Fee Nitschke) «überstrahlt». Helnwein lässt sich dabei von barocker Farbenpracht, blau im ersten, gelb im zweiten, rot im dritten Akt überstrahlt. Diese optische Dominanz der Farben und Skurrilitäten lässt die eigentliche Handlung immer wieder in den Hintergrund treten: Gefühle wie Leere und Traurigkeit, die «existenzielle Erfahrung von Einsamkeit, Trennung und Identitätsverlust» drohen bisweilen zu kurz zu kommen. Das Kostümbild reicht von klassisch bis modern inspiriert, die Maske tendiert zum Skurrilen. Elana Siberski richtet ihre Lichtgestaltung auf die Fernseh-Übertragung aus, Tabatha McFadyen verantwortet die Choreografie. Kurz und gut: Es gelingt eine Inszenierung, in der die Oper frisch gesehen wird und trotzdem erkennbar bleibt (Video: Tabea Rothfuchs, Ruth Stofer). Man kann das Stück so machen, muss sich aber der «Gefahren» bewusst bleiben.
Im Graben herrscht ebenfalls Frauenpower: Nach zu lautem Beginn führt Joana Mallwitz das Orchester der Oper Zürich konzentriert durch den Abend, läuft aber weiter Gefahr zu laut zu sein. Der Klang ist sauber und gut durchhörbar; die «Abmischung» wird sich, wenn die Premierennervosität verflogen ist, sicher noch bessern. Dem Kitschverdacht wegen dem allzu Schönen und Süffigen erfolgreich aus dem Weg und arbeitet die in der Musik angelegten Gegensätzlichkeiten klar heraus. Klaas-Jan de Groot, seit dieser Saison Chordirektor des Opernhaus Zürich, hat den Chor der Oper Zürich perfekt einstudiert.
Diana Damrau gibt mit Grazie, Eleganz und Haltung eine würdige Feldmarschallin Fürstin Werdenberg. Die Kombination von Tiefe und Leichtigkeit gelingt ihr vorzüglich. Günther Groissböck ist, wie nicht anders zu erwarten, ein Baron Ochs auf Lerchenau von Weltklasse. Besser, stimmiger kann man diese Partie nicht geben: der Fiesling, der aber auch irgendwie sympathisch ist, gelingt ihm wunderbar. Der Octavian Angela Browers ist «leicht gereift», fügt sich mit prächtig geführter Stimme bestens in den Gesamteindruck ein und harmoniert bestens mit der Feldmarschallin. Bo Skovhus leiht dem Herrn von Faninal seinen prächtigen Bariton: das Rollenporträt gelingt ihm vorzüglich. Emily Pogorelc gibt mit zu Schärfen tendierendem Sopran eine sehr selbstbewusste, moderne Sophie. Nathan Haller und Irène Friedli intrigieren eindrucksvoll als Valzacchi und Annina. Omer Kobiljak gibt mit souverän geführtem Tenor voller Schmelz den Sänger. Christiane Kohl als Jungfer Marianne Leitmetzerin, Peter Lobert als Ein Polizeikommissar, Johan Krogius als Der Haushofmeister bei der Feldmarschallin / Ein Wirt, Daniel Norman als Der Haushofmeister bei Faninal, Max Bell als Ein Notar, Rebeca Olvera als Eine Modistin, Sandro Howald als Leopold, Sylwia Salamońska-Bączyk als Adelige Waise, Thalia Cook-Hansen als Adelige Waise, Cashlin Oostindië als Adelige Waise, Villanueva Zuzuarregui als Ein Tierhändler Salvador, Utku Kuzuluk als Kellner, Uwe Kosser als Kellner, Kristof Dohms als Kellner und Kai Florian Bischoff als Kellner ergänzen das formidable Ensemble.
So kann es am «Opernhaus des Jahres 2025» ruhig weitergehen!
Weitere Aufführungen:
Fr. 26. Sept. 2025, 18.00; Mi. 01. Okt. 2025, 18.00; So. 05. Okt. 2025, 17.00; Di. 14. Okt. 2025, 18.00;
Fr. 17. Okt. 2025, 18.00; Di. 21. Okt. 2025, 18.00; So. 26. Okt. 2025, 14.00.
26.09.2025, Jan Krobot/Zürich