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ZÜRICH/ Opernhaus: DER FREISCHÜTZ. Wiederaufnahme der Fritsch-Inszenierung

Der Blödelschütz

05.10.2019 | Oper

Carl Maria von Weber: Der Freischütz, Opernhaus Zürich, Vorstellung: 04.10.2019

 (2. Vorstellung seit der Wiederaufnahme am 29.09.2019)

Der Blödelschütz

Es gibt Abende, da weiss der Kritiker schon während der Vorstellung, wie er sich äussern wird. Und dann gibt es Abende, die den Kritiker lange beschäftigen.

Die Zürcher Inszenierung des Freischütz von Herbert Fritsch (Inszenierung und Bühnenbild; Kostüme Victoria Behr) gehört zu jenen Produktionen, die es dem Kritiker nicht einfach machen.

Fritsch hat sich entschlossen, die Inszenierung in einer unbestimmten Zeit und als Theater im Theater anzulegen. Soweit so gut. Dazu gehört auch die Arbeit mit Verfremdungseffekten. Hierbei hat Fritsch leider jedes mögliche Mass verloren, so dass Stück und Bühne zu einem geistigen Mallorca werden, wo die Protagonisten in jeder erdenklichen Art und Weise hemmungslos über die Stränge schlagen, sei es im Spiel, sei es im Sprechen. Unklar bleibt, ob das bewusst „Übertriebene“ auch das Musikalische betrifft.

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Gerade die Umsetzung von populären Werken kann davon profitieren, sich von „diesem ganzen Ballast frei zu machen“ (so Fritsch im Programmheft der Produktion). Aber befreit man sich zu stark, verfremdet man zu viel, ist weder dem Stück als solchem noch der Gattung Oper gedient.

Hier jedenfalls stehen Verfremdung und Übertreibung an erster Stelle, so dass die Äusserung des Regisseurs im Programmheft, er nehme die Sänger streng in die Pflicht, was Aussprache, Betonung usw. wie blanker Hohn anmutet. Vor lauter Blödelei auf der Bühne, ist das Stück nur noch eingeschränkt zu erkennen. Das Publikum ist von „Der Freischütz   Carl Maria von Weber“ fasziniert. Das entspricht der Äusserung des Regisseurs im Programmheft, das Publikum sei von der Unwahrheit fasziniert. Denn eigentlich müsste es heissen: „Der Freischütz   Herbert Fritsch nach Carl Maria von Weber“

Die Umstände der Inszenierung erschwert die Beurteilung der Leistung der Solisten, so dass für einmal „nur“ der Besetzungszettel angeführt sei:

 

Fürst Ottokar       Oliver Widmer

Kuno                        Michael Hauenstein

Agathe                    Jacquelyn Wagner

Ännchen                Lydia Teuscher

Kaspar                     Christof Fischesser

Max                         Benjamin Bruns

Ein Eremit              Ildo Song

Kilian                      Yannick Debus

Samiel                    Florian Anderer

Erster Jäger           Benjamin Mathis

Zweiter Jäger       Sebastian Zuber

Brautjungfern      Lidiya Filevych, Katarzyna Rzymska, Emily Stern, Bernadeta Sonnleitner

Tänzer                     Andrea Gächter, Malou Meyenhofer, Evelyn Angela Gugolz, Dominique Misteli, Alexa Schönenberger, Benjamin Mathis, Sebastian Zuber

Technisch waren die Leistungen einwandfrei.

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Die Kostüme von Victoria Behr beeindrucken durch ihre Farbenpracht und vermögen als solche absolut zu überzeugen.

Der Chor der Oper Zürich, einstudiert von Ernst Raffelsberger, überzeugt mit Leidenschaft und scheint seine Freiheiten voll auszukosten.

Hervorragend auch die Philharmonia Zürich (Solo-Viola: Karen Forster) mit sattem, romantischem Orchesterklang. Axel Kober am Pult wählte eher uneinheitliche Tempi, was angesichts der Bühne nicht allzu stark auffiel.

Mag man grenzenlose Blödelei, deutschen Humor, sicher eine Empfehlung.

Weitere Aufführungen: 16.10.2019, 19.10.2019 und 27.10.2019.

04.10.2019, Jan Krobot/Zürich

 

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