Richard Wagner: Der fliegende Holländer • Opernhaus Zürich • Vorstellung: 06.12.2024
(4. Vorstellung • Wiederaufnahme am 21.11.2024 • Premiere am 09.12.2012)
Atemlos
Diesem Abend folgt der Zuschauer atemlos und wird zum Zuhörer. Daran haben Solisten, Chor und Orchester gleichermassen Anteil.
Tomasz Konieczny, Dimitri Ivashchenko. Foto © Toni Suter
So, wie GMD Gianandrea Noseda sich und die Philharmonia Zürich in die Ouverture des fliegenden Holländers stürzt, neigt sich der Zuhörer an seinem Sitz festzukrallen. Der Sturm gewinnt hier eine noch nie erlebte Plastizität und schlägt das Auditorium machtvoll in seinen Bann. Und pausenlos, fast atemlos, geht das Drama weiter und lässt den Zuhörer bis zum Schluss nicht mehr los (es wird die Urfassung gespielt). Noseda wählt eher rasche Tempi und mit der in allen Registern traumhaft disponierten Philharmonia gelingt es ihm überzeugende, kraftvolle Spannungsbögen zu schlagen und die Melodien genüsslichst auszukosten. Chor und Solisten trägt Noseda auf Händen durch den Abend.
Janko Kastelic hat Chor der Oper Zürich und die Chorzugezogenen perfekt einstudiert. Das Kollektiv überzeugt mit präziser Wucht und sattem Wohlklang sowie exzeptioneller Textverständlichkeit. Besser kann man das kaum machen.
Camilla Nylund dürfte momentan die Idealbesetzung der Senta sein. Mit ihrem warmen, in allen Registern traumhaft sicher ansprechendem Sopran hat sie alle Möglichkeiten die Figur zu gestalten, wie sie ihrem Schöpfer vor Augen stand. Liliana Nikiteanu brilliert als Sentas Amme Mary. Tomasz Konieczny gibt den Holländer mit souverän kantabel, «italienisch» geführtem Bassbariton. Seine Textverständlichkeit ist, wie der der anderen Solisten auch, absolut vorbildlich. Dimitry Ivashchenko ist als Daland schlicht ein Ereignis. Mit höchst agil geführtem Bass vermag er das Haus bis in den allerletzten Winkel zu fluten und ein überragendes Porträt des heimatlos Irrenden zu gestalten. Marco Jentzsch mit strahlendem, metallischem und ganz leicht baritonal gefärbtem Tenor einen Erik von unerhörter Ausdruckskraft. Nicht minder überragend der Steuermann von Omer Kobiljak, der einmal mehr mit seinem strahlend-hellen, höhensicheren Tenor uneingeschränkt für sich einnimmt.
Die Inszenierung von Andreas Homoki (Bühnenbild und Kostüme von Wolfgang Gussmann), in einem Handelskontor mit Landkarten und Darstellungen wogender See angesiedelt das maritime Element pflegend und das zeitlose der Geschichte betonend, tritt angesichts dieser musikalischen Wucht in den Hintergrund.
Atemlos folgt das Publikum dem Abend und spendet reichlichst Beifall.
Weitere Aufführung: Di, 10. Dez 2024, 19.30.
07.12.2024, Jan Krobot/Zürich