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ZÜRICH/ Opernhaus: DAS RHEINGOLD. «Zurück zu den Ursprüngen»: Ein mehr als gelungener Einstieg in den Ring. Neuinszenierung

05.05.2022 | Oper international

Richard Wagner: Das Rheingold • Opernhaus Zürich • Vorstellung: 03.05.2022

(2. Vorstellung • Premiere am 30.04.2022)

«Zurück zu den Ursprüngen»: Ein mehr als gelungener Einstieg in den Ring

«Zurück zu den Ursprüngen» ist die Losung, die Hausherr und Regisseur Andreas Homoki für den neuen Zürcher Ring, der nun begonnen hat, ausgegeben hat. Text und Musik, wie Wagner sie geschrieben hat, sind die Richtschnur.

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Foto © Monika Rittershaus

Die Philharmonia Zürich unter Leitung von GMD Gianandrea Noseda leistet diesem Aufruf unbedingt Folge und spielt hochkonzentriert einen wunderbar leichten, frischen Wagner. Ein besonderes Lob verdienen die traumhaft schönen und sicheren Blechbläser. Das Spiel ist perfekt austariert, von pianissimo bis fortissimo, es stehen alle Farben zu Verfügung und die Sänger bleiben immer hörbar. Besonders eindrücklich ist, wie das Vorspiel im völlig dunklen Zuschauerraum beginnt und Noseda mit einer kleinen Taschenlampe dirigiert.

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Foto © Monika Rittershaus

Christian Schmidt (Ausstattung) hat Andreas Homoki für seine Inszenierung von Wagners Opus Magnum auf der Drehbühne ein Einheitsbühnenbild aus drei identischen, weiss getäferten Räumen geschaffen, die einerseits auf die Entstehungszeit Bezug, andererseits als Leinwand und Projektionsfläche dienen können. Mit wenigen Versatzstücken kann hier Atmosphäre geschaffen werden: Die blondierten, an Marilyn Monroe erinnernden Rheintöchter haben ein grosses Bett als Spielplatz, die Goldnuggets, die Alberich sich erobert hat erinnernden an einen grossen Haufen Baked Potatoes und Walhall ist ein übergrosses, romantisches Gemälde. So gelingt es Homoki, nur zu inszenieren, also die Geschichte mit aktuellen, adäquaten Bildern auf die Bühne zu bringen und sie nicht noch zu interpretieren, als eine Deutung der Geschichte nachzureichen. Der Zuschauer ist wohltuend frei, selbst zu deuten. Franck Evin setzt die überzeugende Arbeit wie gewohnt gekonnt ins rechte Licht.

Tomas Konieczny gibt nach kurzem Anlauf einen bestens verständlichen Wotan. Die Stimme strömt frei und gibt dem Göttervater die ihm gebührende Bühnenpräsenz. Jordan Shanahan (Donner), Omer Kobiljak (Froh) und Matthias Klink (Loge) mit bestens geführte Stimme und ebenfalls grosser Textverständlichkeit singen die beteiligten Götter. Patricia Bardon (Fricka), Kiandra Howarth (Freia) und Anna Danik (Erda) sind die beteiligten Damen der Götterwelt. Ihre Interpretation gerät sporadisch sehr dramatisch und neigt zu leichten Schärfen. Die Krone des Abends gebührt Christopher Purves und dem von ihm herrlich knorrig verkörperten Alberich. Bei dieser beeindruckenden Bühnenleistung bleiben keine Wünsche offen. Wolfgang Ablinger-Sperrhacke glänzt als Mime. Die als Kobolde gestalteten Riesen Fasolt (David Soar) und Fafner (Oleg Davydov) sowie die Rheintöchter Woglinde (Uliana Alexyuk), Wellgunde (Niamh O’Sullivan) und Flosshilde (Siena Licht Miller) ergänzen das formidable Ensemble.

Ein mehr als gelungener Einstieg in den Ring!

Weitere Aufführungen:

Di. 10. Mai 2022, 19.00; Sa. 14. Mai 2022, 19.30; Mi. 18. Mai 2022, 19.30;

So. 22. Mai 2022, 14.00; Mi. 25. Mai 2022, 19.00; Sa. 28. Mai 2022, 19.30.

09.05.2022, Jan Krobot/Zürich

 

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