OPERNHAUS ZÜRICH / DAS RHEINGOLD / 14. Mai 2022
Auftakt zum neuen RING DES NIBELUNGEN
Musikalische Leitung: Gianandrea Noseda
Orchester: Philharmonia Zürich
Inszenierung: Andreas Homoki
Ausstattung: Christian Schmidt
Lichtgestaltung: Franck Evin
Mitarbeit Bühnenbild: Florian Schaaf
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Wotan Tomasz Konieczny
Donner Jordan Shanahan
Froh Omer Kobiljak
Loge Matthias Klink
Fricka Patricia Bardon
Freia Kiandra Howarth
Erda Anna Danik
Alberich Christopher Purves
Mime Wolfgang Ablinger-Sperrhacke
Fasolt David Soar
Fafner Oleg Davydov
Woglinde Uliana Alexyuk
Wellgunde Niamh O’Sullivan
Flosshilde Siena Licht Miller
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Der Vorabend des Ring der Nibelungen exponiert das Thema um was es im Ring geht: „Nur wer der Minne Macht entsagt“ würde ich für junges, heutiges Publikum auf neudeutsch mit „Nur wer auf Sex verzichtet“ übersetzen, kann die Macht des Goldes sinnvoll nutzen und Macht erlangen … ergo schliessen sich Liebe und Macht aus !
Ferner hiesse es Eulen nach Athen tragen, dass im Rheingold zwischen Göttern, Riesen und Nibelungen genau um diese Gold gestritten, gekämpft, gefeilscht wird, alle wollen die Macht und damit den Erdkreis oder das All beherrschen.
Musik: das Rheingold als Einleitung zum 16-stündigen Ring ist das Leichtgewicht der vier Abende: diese Aussage ist nicht negativ zu verstehen, besticht doch gleich der Beginn mit der Es-dur Einleitung über 136 Takte hinweg. Weitere Novitäten bestehen darin, dass es keine Arie, keinen Solomonolog mehr für die Sänger gibt, es ist ein Konversationsstück mit und für Musik und die Einführung von Leitmotiven, die entweder gewisse Personen, Befindlichkeiten oder Themen charakterisieren. Von den Dramatis personae ist Loge am schillerndsten gelungen. Mit Alberichs Fluch erleben wir eine in Aufbau und Dramatik kaum zu überbietende Szene des ganzen Rings.
Gianandrea Noseda ist bei seinem Debut-Dirigat des Rheingolds mit der gut gelaunt-wachen Philharmonia Zürich ein vielversprechender Auftakt gelungen: es gab neben grossartigen Zwischenspielen ungewöhnliche leise Stellen, die mich sehr überzeugten und damit den Sängern die Möglichkeit zu sprachlicher Modulation ermöglichten.
Zu den Sängern: Die drei Rheintöchter Uliana Alexyuk, Niam O’Sullivan und Siena Licht Miller bildeten ein ausgeglichen-harmonisches Trio. Sie spielten dem Alberich Christopher Purves übel mit, der fast durchwegs verständlich artikulierte und den Fluch gekonnt über die Rampe brachte. Der andere Nibelunge Mime war mit Wolfgang Ablinger-Sperrhacke überragend besetzt, eine Glanzleistung. Die beiden Riesen David Soar und Oleg Davydov solide. Unter den Göttern gebührt Matthias Klink in der sehr dankbaren Partie des Feuergott Loge die Krone: äusserst präsent in Stimme und Spiel. Tomasz Konieczny verfügt über einen grossen Wotan-Bariton, der allerdings Geschmackssache bleibt: leider beeinträchtigen Vokalverfärbungen, die aber nur sporadisch, nicht durchgehend auftreten seine gesangliche Leistung. Im Spiel hat er eine sehr differenzierte Studie des Göttervaters präsentiert. Donner Jordan Shanahan und Froh Omer Kobiljak präsent in Stimme und Spiel. Die Irin Patricia Bardon in Erscheinung und Stimme eine hoheitsvolle Fricka. Besonders gut gefallen hat mir der hohe, runde Freia-Sopran der Kiandra Howarth und last not least verkörperte Anna Danik die warnende, allwissende Erda.
Regie: Intendant Andreas Homoki ist eine sehr lebendige, bildmächtige Inszenierung gelungen, die gut unterhalten hat, hervorzuheben ist die äusserst interaktive Personenregie, die manchmal fast an Familienaufstellungen erinnerte. Zutaten für den Erfolg des Abends waren eine Portion Theaterzauber und die Lichtregie von Frank Evin.
Fazit: ein gelungener Ring-Auftakt
Alex Eisinger