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ZÜRICH/ Opernhaus: BORIS GODUNOW. Derniere

21.10.2020 | Oper international

Modest Mussorgski: Boris Godunow, Opernhaus Zürich, Vorstellung: 20.10.2020

(6. Vorstellung seit der Premiere am 20.09.2020)

Grau in Grau

Kritik – "Boris Godunow" am Opernhaus Zürich: Monumentale Oper mit  technischem Kniff | News und Kritik | BR-KLASSIK | Bayerischer Rundfunk
Brindley Sherratt (Pimen). Foto © Monika Rittershaus

Für das Konzept seiner Zürcher Inszenierung des Boris Godunow (Fassung von 1869 inklusive Polenakt und Revolutionsszene von 1872) hat Regisseur Barrie Kosky eine Bibliothek als Ort der Handlung ausgewählt. Was ihm Bühnenbildner Rufus Didwiszus geschaffen hat, erinnert gerade wegen dem Grau in Grau eher an ein Archiv. Die Kostüme von Klaus Bruns und die Lichtgestaltung Franck Evin tragen ihren Teil zur Tristesse bei.

So bestünde die Möglichkeit, den Protagonisten, zu denen hier auch der Chor zählt, Raum für ihre monologischen Äusserungen zu geben. Leider bleiben die Protagonisten eindimensional und die Oper läuft ab wie ein Räderwerk. Mechanisch präzis wie ein Räderwerk, mehr aber auch nicht. Die coronabedingt szenische Abwesenheit des Chores trägt sicher ihren Teil dazu bei.

Kritik – "Boris Godunow" am Opernhaus Zürich: Monumentale Oper mit  technischem Kniff | News und Kritik | BR-KLASSIK | Bayerischer Rundfunk
Oksana Volkova, Johannes Martin Kränzle. Foto © Monika Rittershaus

Die Philharmonia Zürich unter Kirill Karabits sowie der Chor der Oper Zürich, die Chorzuzüger und die SoprAlti der Oper Zürich (Choreinstudierung Ernst Raffelsberger) musizieren dem „Zürcher Modell“ entsprechend im Probesaal Kreuzplatz. Die Übertragung funktioniert tadellos, die Philharmonia erklingt bestens ausbalanciert.

Der Statistenverein am Opernhaus Zürich hält die Stellung auf der Bühne und besorgt auch szenische Effekte wie die Singenden Bücher.

Kritik – "Boris Godunow" am Opernhaus Zürich: Monumentale Oper mit  technischem Kniff | News und Kritik | BR-KLASSIK | Bayerischer Rundfunk
Michael Volle. Foto: Monika Rittershaus

Michael Volle gibt einen stimmlich imposanten Boris Godunow. Seine innerlichen Kämpfe werden leider nur sichtbar, aber kaum hörbar. Brindley Sherratt Gibt einen hervorragenden Pimen: ihm nimmt man den schreibendenden Mönch sofort ab. Edgaras Montvidas als «der falsche Dimitri» und Oksana Volkova als Marina Mnischek überzeugen ohne Einschränkungen. Der Rangoni von Johannes Martin Kränzle ist stimmlich tadellos, aber szenisch unnötig schmierig angelegt. Spencer Lang ist als Gottesnarr fast immer auf der Bühne und hat schauspielerisch zu tun. Alexei Botnarciuc als Bettelmönch Warlaam, Iain Milne als Bettelmönch Missail und Katia Ledoux als Schenkwirtin machen die Szene in der Schenke zu einem kleinen Höhepunkt. Politisch aktiv sind John Daszak als Fürst Wassili Iwanowitsch Schuiski und Konstantin Shushakov als Andrei Schtschelkalow. Irène Friedli kümmert sich als Amme um Boris Kinder Xenia (Lina Dambrauskaité) und Fjodor (Mika Mainone). Valeriy Murga als Polizeioffizier, Savelii Andreev als Leibbojar, Ilya Altukhov als Jesuit Lawitzki, Brent Michael Smith als Jesuit Tschernikowski und Ilya Altukhov als Bauer Mitjucha ergänzen die bestens disponierte Schar der Solisten.

Ein langer Abend.

Keine weiteren Aufführungen in dieser Saison.

22.10.2020, Jan Krobot/Zürich

 

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