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ZÜRICH/ Opernhaus: 1. LA SCINTILLA-KONZERT: BACH. «Big Riccardo is watching you»

12.09.2022 | Konzert/Liederabende
  1. La Scintilla-Konzert: Bach • Opernhaus Zürich • Vorstellung: 11.09.2022

«Big Riccardo is watching you»

Mit Johann Sebastian Bachs Orchestersuiten Nr. 1-4, unbearbeitet und auf historischen Instrumenten gespielt, gelingt dem Orchestra La Scintilla ein fulminanter Start in die neue Saison. Riccardo Minasi, seit 2022 Künstlerischer Leiter des Orchestra La Scintilla, stellt sein Fähigkeiten als Dirigent, Geiger und Pantomime unter Beweis.

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Foto © Nancy Horowitz

Von keiner der vier Orchester-Suiten Johann Sebastian Bachs (BWV 1066-1069), die Zusammenfassung zu einem Album erfolgte erst durch die Nachwelt, ist ein Autograph auf uns gekommen. Die Abschriften entstanden vornehmlich in Bachs engerem Umfeld zu der Zeit, als er ab 1729 Leiter des Collegium musicum im Café Zimmermann war. Es ist plausibel anzunehmen, dass es sich bei den Abschriften um Adaptionen für die wöchentlichen Konzerte des Collegium musicale und die einzelnen Werke früher entstanden sind. Am Hof von Anhalt -Köthen, wo Bach von 1717 bis 1723 Kapellmeister war, stand ihm ein wesentlich besseres Orchester zu Verfügung, da sich Fürst Leopold von Anhalt-Köthen als Sonnenkönig gerierte und voll auf die Musik als Ausdruck vornehmer höfische Rezeption galt. Die Hofkultur Frankreichs besass in der frühen Neuzeit eine grosse Anziehungskraft auf ganz Europa. Im Bereich der Musik wirkte vor allem die Orchester-Suite lange und weit nach Deutschland und inspirierte zahlreiche Komponisten und Musiker. Mit weit über 100 Kompositionen dieser Gattung darf Georg Philipp Telemann als ihr Spezialist gelten. Auch Johann Sebastian Bach folgte dieser Mode und stellte aus seinem unendlichen Formenschatz vier Abfolgen (Suiten) von französischer Ouverture und mehreren Tanzsätzen zusammen.

Riccardo Minasi und das Orchestra La Scintilla beginnen das Konzert mit den ausgesprochen feierlichen Klängen der Orchestersuite D-Dur BWV 1068. Der lebendig-kraftvolle Tonfall wie auch der ätherische Feine mit viel Gefühl gelingen perfekt. Das Auditorium war gut, und wohl nicht nur mit Fans der Barockmusik, besetzt und so musste (oder wollte) Minasi nach der Air dem Publikum pantomimisch klar machen, wann zu klatschen sei und wann nicht. Er deutete entsprechend, dass er auch in seinem Rücken Augen habe… In der Orchestersuite C-Dur BWV 1066 haben die Holzbläser, zwei Oboen und ein Fagott, ihren grossen Auftritt. Und auch dieser Auftritt gelingt mit warmen, markantem Klang bestens.

Nach der Pause wird die Orchestersuite h-Moll BWV 1067 mit ihrem grossen, hier mit viel Gefühl und höchst virtuos gespielten Flötensolo in kammermusikalischer Besetzung zu Gehör gebracht. Die Orchestersuite in D-Dur BWV 1069 weist mit ihrer grossen Besetzung auch in die Zukunft: Die Ouverture arbeitete Bach 1725 zum Eingangschoral der Weihnachtskantate Unser Mund sei voll Lachens BWV 110 um.

Das Orchestra La Scintilla begeistert mit sattem Klang und spürbarer Spielfreude. Ein Saisonauftakt nach Mass!

Weitere La Scintilla-Konzerte:

30.10.2022: 2. La Scintilla-Konzert: Neapolitanische Zeitreise
27.02.2023: 3. La Scintilla-Konzert: Hände
19.06.2023: 4. La Scintilla-Konzert: Brahms / Dvořák

12.09.2022, Jan Krobot/Zürich

 

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