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ZÜRICH/ Oper: SIMON BOCCANEGRA. Höchste szenische Intensität trotz coronabedingtem Ausfall

23.12.2021 | Oper international

Giuseppe Verdi: Simon Boccanegra • Opernhaus Zürich • Vorstellung: 22.12.2021

 (4. Vorstellung • Wiederaufnahme am 12.12.2021)

 Höchste szenische Intensität

Auf Grund der geänderten Corona-Vorschriften konnte Ludovic Tézier nicht wieder in die Schweiz einreisen. In George Petean fand das künstlerische Betriebsbüro einen Einspringer.

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Foto © Monika Rittershaus

George Petean, der die Nacht durch mit dem Auto nach Zürich gefahren und am Aufführungstag morgens um fünf in Zürich angekommen war, sang, nachdem er sich ausgeschlafen hatte, die Partie von der Seite der Bühne aus. Die szenische Darstellung des Dogen übernahm der Regisseur der Inszenierung, Intendant Andreas Homoki selbst, und so kam das Publikum in den Genuss der szenischen Darstellung wie sie sich der Regisseur gedacht hat. Homokis Auftritt zeigte nicht nur, dass an ihm ein veritabler Mime verloren gegangen, sondern auch, im Vergleich mit den Auftritten anderer Solisten als Simon in dieser Produktion, wie gut es Homoki gelingt den Sängern seine Ideen zu vermitteln. Die Umbauten laufen leider immer noch deutlich wahrnehmbar ab.

Frisch ausgeruht bot George Petean eine mustergültige Interpretation des Simon Boccanegra. Mit schier endlosem Atem konnte die Stimme frei strömen und es standen ihr alle Farben und Schattierungen zu Verfügung. Vibrato war kaum vorhanden, die Höhen und Tiefen ausgeglichen. Dieser Leistung sicher zuträglich war, dass Andreas Homoki den szenischen Part übernommen hatte. Die weiteren Solisten liessen sich vom harmonischen, souveränen Zusammenspiel dieser beiden mitreissen. Christof Fischesser gab den Jacopo Fiesco mit wunderbar warmem, endlos frei strömendem Bass mit herrlichen Tiefen. Jennifer Rowley verlieh der Amelia mit herrlich dramatischem Sopran ungeahnte szenische Intensität. Otar Jorjikia sang den Gabriele höhensicher und mit viel Schmelz. Bass-Bariton Nicholas Brownlee gab den Paolo Albiani mit viel Metall und Italianità. Brent Michael Smith als Pietro, Bożena Bujnicka als Magd Amelias und Savelii Andreev als Hauptmann der Armbrustschützen ergänzten das heftig akklamierte Ensemble

Das Brio schlug auch von der Bühne in den Graben über und so spielte die Philharmonia Zürich unter Leitung von Marco Armiliato an diesem draussen knackig kalten Winterabend einen wunderbar warmen Verdi. Wie immer hat Armiliato das Geschehen fest im Griff und trug die Sänger durch den Abend. Der Chor der Oper Zürich, immer noch technisch verfremdet, erledigte seine Aufgabe mit Bravour.

Weitere Aufführungen: So. 26. Dez., 20.00 und Do. 30. Dez., 19.30.

 

22.12.2021, Jan Krobot/Zürich

 

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