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ZÜRICH/ Oper: LA FORZA DEL DESTINO

Der Tag der Außenseiter

14.07.2019 | Oper

Giuseppe Verdi: La forza del destino, Opernhaus Zürich, Vorstellung: 13.07.2019

 (5. Vorstellung seit der Wiederaufnahme am 30.06.2019)

Der Tag der Aussenseiter

Der vergangene Samstag war der Tag der Aussenseiter. Während in London Simona Halep die Wimbledon Championships gewann, reüssierte am Opernhaus Zürich ebenfalls ein Aussenseiter, ein Künstler, den der Kritiker so nicht auf der Rechnung hatte: GMD Fabio Luisi. Für einmal dirigierte er nicht konsequent zu laut, stilistisch angemessen und mit passend gewählten Lautstärkeabstufungen. Die in allen Gruppen, vor allem aber den Bläsern, bestens disponierte und höchst aufmerksame Philharmonia Zürich folgte ihm präzise. Positiv überrascht, war der Abend in dieser Hinsicht ein Genuss.


Foto: Monika Rittershaus

Rollendebütantin Maria Pia Piscitelli gab eine hervorragende Donna Leonora. Mit ihrer technisch top ausgebildeten Stimme gelangen ihr wunderbare Piani, die trotzdem im ganzen Haus zu hören waren, und wo nötig, konnte sie dramatisch problemlos auftrumpfen. Als Don Alvaro brüllte sich Yonghoon Lee durch die Partie, dass einem Angst und Bange werden konnte. Unter permanentem Höchstdruck singend geriet die Tongebung stark guttural und brüchig mit miserabler, bis zum Lallendem reichender Diktion. In diesem Zustand hätte er angesagt, besser ersetzt gehört. Unter seiner Interpretation hatten alle Kollegen, vor allem aber George Petean zu leiden, denn er musste sich in vielen Szenen «einfach nur» Gehör verschaffen. In den Soloszenen zeigte Petean, was er kann, wenn man ihm Raum zum Singen lässt. Die Preziosilla von Elena Maximova hinterliess keinen bleibenden Eindruck. Mit schönem Bass sang Wengwei Zhang den Marchese di Calatrava und den Padre Guardiano. Renato Girolami als Frau Melitone und Jamez McCorkle als Mastro Trabucco ergänzten das Ensemble.

Der Chor der Oper Zürich und der Zusatzchor des Opernhauses Zürich, vorbereitet von Janko Kastelic, überzeugten voll und ganz.


Foto: Monika Rittershaus

Die aktuelle Inszenierung verantwortet Intendant Andreas Homoki. Hartmut Meyer (Bühnenbild) hat ihm dazu eine variabel aufklappbare Rückwand in grau-weiss, einen portalhohen Würfel in rot-schwarz und einen Boden in den gleichen Farben geschaffen. Die grellen, grotesk-unästhetischen Kostüme wurden von Mechthild Seipel entworfen. Der Inszenierung gelingt es leider weder das Familiendrama noch die Komik schlüssig herauszuarbeiten. Sieht man, wie es Homoki im Programmheft herausstreicht, das Stück als nihilistischen Weltentwurf, wäre das Möglichkeit und vor allem Grund gewesen, die Petersburger Erstfassung und nicht die geschönte Mailänder Fassung zur Aufführung zu bringen?

Keine weiteren Aufführungen.

14.07.2019, Jan Krobot/Zürich

 

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