Evelyn Herlitzius. Foto: Monika Rittershaus
Zürich: DIE SACHE MAKROPULOS –
Premiere: 22.9.2019 – besuchte Aufführung: 17. Oktober 2019
„Zynisch-elegant ist E.M.“
Wer hätte das gedacht, dass Janáčeks Oper „Die Sache Makropulos“ ein wahrer Publikumserfolg wird. Die Musik wirkt doch recht modern und die Handlung ist ein wenig romantischer Krimi mit psychologischem Tiefgang. Der russische Regisseur Dmitri Tcherniakov hat um die kaum glaubhafte Story eine Rahmenhandlung gebaut, die im Finale zu einem verblüffenden Theater-Effekt führt.
Das Zentrum bildet natürlich die rätselhafte Sängerin Emilia Makropulos, die in der Verkörperung durch die grossartige Evelyn Herlitzius zu erleben ist, die auch eine grandiose Schauspielerin ist, und zudem die ganze Aufführung trägt. In der besuchten Aufführung vom 17. Oktober legte die Künsterin die Figur als eiskalt-berechnender eleganter Star à la Marlene Dietrich an, die aber auch Momente einer verletzten Verinnerlichung zeigt. Berührend die Szene, wo sie die Narben an ihrem Körper zeigt, die ihr die Menschen, die vorgaben, sie zu lieben, zugefügt haben.
Ausgezeichnet im Zusammenspiel mit Evelyn Herlitzius und ausgezeichnet in Spiel und Stimme waren alle Protagonisten ohne Ausnahme. Noch mehr in ihre Rollen eingedrungen waren Sam Furness als Albert Gregor, Scott Hendricks als Jaroslav Prus und ist Tómas Tómasson als Dr. Kolenatý; weiters Spencer Lang als Janek, Kevin Conners als Vítek, Deniz Uzun als seine Tochter Krista und Katja Ledoux als Kammerzofe. Und in einer kleinen, aber eindrucksvollen Episode Ruben Drole und Irène Friedli als Theatermaschinist bzw. Putzfrau. Besonders skurril war der irre gewordene Liebhaber Hauk-Schendorf von Guy de Mey. Der Herren-Zusatzchor lieferte seine Off-Einsätze im Finale der Oper (Einstudierung: Ernst Raffelsberger). Die Philharmonia spielte prächtig unter der dramatisch zugespitzten Leitung von Jakub Hrůša.
John H. Mueller