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ZÜRICH: LES PÊCHEURS DE PERLES – Wiederaufnahme. Es blieben keine Wünsche offen

31.10.2015 | Oper

Zürich: Les Pêcheurs de perlesWiederaufnahme – besuchte Aufführung 31.10.2015 – Es blieben keine Wünsche offen

Die noch aus der Ära Pereira stammende Inszenierung der „Perlenfischer“ von Jens-Daniel Herzog mit dem verblüffenden Bühnenbild von Mathis Neidhardt (Querschnitt durch einen Fischkutter) hat nichts an unmittelbarer Theaterwirkung verloren. Wenn die Priesterin Leila wie aus dem Himmel für das arbeitende und geknechtete Volk heruntergelassen wird, wie sie dann in ihrem Schleierkleid die Treppen hinaufsteigt, oben auf einem Blumenthron Platz nimmt und ihre Segenssprüche singt – das hat schon einen eigenen Zauber.

Die junge Rosa Feola gibt der zwischen Pflicht und Liebe hin- und her gerissenen Priesterin Leila sowohl die darstellerische Glaubwürdigkeit wie auch ihre klare Stimme, die in der Höhe genau so sicher geführt wird, wie sie in der Mittellage eine warme Färbung annimmt und auch zu einiger Dramatik fähig ist. Ein sehr schönes Porträt. Als ihr Geliebter war der ebenfalls noch junge  Tenor Frédéric Antoun ein Gewinn. Mit angenehm lyrisch timbrierter Stimme mit einem leicht baritonalen Einschlag singt ohne Umschweife und quasi natürlich seinen Nadir. In der Arie dürfte allerdings der Übergang von Kopfstimme ins Falsett noch ausgeglichener sein. Sonst sind aber kaum Vorbehalte anzubringen. Auch er eine schöne Bereicherung der Zürcher Oper. Als Dritter im Bunde war auch ein Kanadier zu Gange: Etienne Dupuis singt und spielt einen idealen Zurga. Seine Stimme klingt auch „natürlich“, hat offenbar keine technischen Probleme und vermag sich sowohl in den lyrischen als auch dramatischen Passagen zu behaupten. Sehr schön, dass alle drei Stimmen ideal zueinander passen, und das nicht nur durch die Tatsache, dass sie alle in einem idiomatischen Französisch und einem solchen Gesangsstil zu singen wissen. Sie sind von jugendlichem Klang, technisch sicher und musikalisch ohne Fehl und Tadel. Als Vierter im Bunde war der aus der letztjährigen „Norma“ als Oroveso eindrückliche Wenwei Zhang als Nourabad zu erleben. Schon von seiner idealen Erscheinung für den unbarmherzigen Priester prädestiniert, verfügt Zhang über einen ausgeglichenen Bass, der souverän geführt wird und niemals „dröhnt“.

Der Chor (Einstudierung: Jürg Hämmerli) war voll bei der Sache und die Philharmonia spielte sowohl die klanglich duftigen Klänge als auch die dramatisch zupackenden Stellen unter der Leitung des versierten Könners Carlo Rizzi zur vollsten Befriedigung eines begeisterungsfähigen Publikums. Kein Wunder, bei dieser wunderschönen Musik, dargeboten von einem hochkarätigen Ensemble!

John H. Mueller

 

 

 

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