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ZÜRICH: L’ELISIR D’AMORE. Und Maestro Santi hielt die Fäden in der Hand

22.04.2017 | Oper

Zürich: L’Elisir d’Amore“ – Wiederaufahme, besuchte Aufführung 21.4.2017

Und Maestro Santi hielt die Fäden in der Hand.

Wenn zum Applaus Maestro Nello Santi, der Spiritus Rector dieser wunderhübschen Produktion von Grischa Asagaroff, vom Protagonistenpaar hereingeführt wird, dann ist des Jubelns kein Ende mehr. Nello Santi ist eben der Garant für die «gute alte Oper» – und das ist durchaus positiv und ehrlich gemeint. Denn was sich an diesem Abend in den bezaubernden Bühnenbildern von Tullio Pericoli (der auch die kleidsamen Kostüme schuf) tat, war ein reines Vergnügen, köstlich wie der Bordeaux, den Nemorino trinkt und der ihn – wie Papageno – zum Himmel fliegen lässt.

Dieser war wieder Pavol Breslik in einer seiner sympathischsten Rollenporträts. Einfach etwas gehemmt und ungelenk, aber kein «Dorftrottel», vermag er seiner Adina bald die «furtiva lacrima» zu entlocken. Mit entspanntem Tenor von lyrischem Reiz singt er sich wie selbstverständlich durch die anspruchsvolle Partie und spielt dazu ganz natürlich. Als seine Partnerin war diesmal neu zu erleben die erst 27-jährige Ukainerin Olga Kulchynska, die schon als Bellinis-Giulietta begeistert hatte. Hier nun als Adina konnte sie auch ihr komödiantisches Talent zeigen: Fabelhaft wie sie die entzückende Beisszange vorspielt, um ihren Nemorino eifersüchtig auf den Belcore zu machen – und was auch fast schiefgeht – , um dann in ihrer ergreifenden Arie «Prendi per me sei libero» ihren Liebsten vom Militärdienst loszukaufen. Dieses erste «Prendi» sang Olga Kulchynska auf einem langen Crescendo und wieder Decrescendo. Ihre apart timbrierte Stimme sitzt fabelhaft und die Staccato-Koloraturen singt sie ebenso perfekt wie die legato-Phrasen des Bergamasker Meisters. Als Belcore war Levente Molnár unterwegs, der die Karikatur eines auf seine Männlichkeit eingebildeten, aber letztlich doch harmlosen Offiziers bot. Stimmlich gewaltig, fast zu, ein bisschen mehr Feinarbeit wäre am Platz gewesen, aber seien wir’s zufrieden. Als Schlitzohr Dulcamara war Renato Girolami der einzige original italienisch Sprachige im Ensemble und nutzte diesen Vorteil zu virtuosem Parlando und somit zur musikalischen Quacksalberei. Als Giannetta war Hamida Kristoffersen mit hübscher Stimme in ihrem Soloaufdtritt mit dem Damenchor bereits eine kleine Adina.

Der Chor (Einstudierung: Jürg Hämmerli) war spiel- und sangesfreudig bei der Sache. Die Philharmonia spielte unter Maestro Santi, der auch die Rezitative am Hammerklavier begleitete, beschwingt, begleitete dezent, um dann bei den Ensemble-Szenen voll Farbe zu bekennen. Hoffen wir, dass diese entzückende Produktion aus dem Jahre – sag und schreibe – 1995 noch möglichst lange so frisch und unverbraucht am Leben bleibt. 

John H. Mueller  

 

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