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ZÜRICH/ Landesmuseum: VIRUS – KRISE – UTOPIE. I Have a Dream: Utopien von Thomas Morus bis Greta Thunberg

14.03.2021 | Ausstellungen

AUSSTELLUNG: Virus – Krise – Utopie, Landesmuseum Zürich, 02.03.2021 – 27.06.2021

I Have a Dream: Utopien von Thomas Morus bis Greta Thunberg

In Krisenzeiten gedeihen Ideen idealer Welten in möglichst radikaler Differenz und Kritik zur jeweiligen zeitgenössischen Gesellschaftsordnung besonders gut. Von Thomas Morus bis Greta Thunberg reichen die Utopien, die Ideen idealer Welten, denen die Ausstellung im Landesmuseum Zürich nachgeht.

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Blick in die Ausstellung; Copyright: Schweizerisches Nationalmuseum.

Der Blick in die Geschichte zeigt, dass das Spektrum der Utopien stets sehr breit war und von seherischen Ideen bis zu Hirngespinsten reichte. Eins ist all diesen Utopien gemein: Ihre Zeit konnte nicht erkennen, zu welcher Gruppe sie gehörten.

Schöpfer des vom Altgriechischen abgeleiteten Begriffs «Utopie» war der englische Humanist und Staatsmann Thomas Morus. In seinem Hauptwerk «De optimo statu rei publicae deque nova insula Utopia» («Von der besten Verfassung des Staates und von der neuen Insel Utopia»; 1516) beschreibt der Insel Utopia als ideale Welt, in der alle Menschen gleich sind und das Privateigentum wie die Geldwirtschaft abgeschafft wurden. Die Beurteilung des Werks durch die Wissenschaft schwankt zwischen radikaler Kritik an den Adelsgesellschaften des 16. Jahrhunderts und, begründet durch die Parallelen zum idealen Kloster, persönlichem Traum des radikalen Katholiken Thomas Morus (als Patron der Regierenden und Politiker Heiliger der katholischen Kirche).

Ebenfalls Engländer war Edward Jenner, der von einer Welt ohne Pocken träumte und die Technik des Impfens entwickelte. Am 14. Mai 1796 impfte Jenner den achtjährigen Sohn seines Gärtners als ersten Menschen gegen Kuhpocken. Die Schutzimpfung einer gesunden Person mit abgeschwächten oder inaktivierten Krankheitserregern beziehungsweise deren immunogenen Komponenten (Vaccination) trat rasch ihren Siegeszug um die Welt an. Entsprechend rasch kam die Variolation, die Schutzimpfung mit intakten Erregern, ausser Gebrauch und wurde verboten.

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Frühe Impfgegner: Impfgegner hatten Angst, sich durch die Pockenimpfung in eine Kuh zu verwandeln. Durch konsequentes Impfen kann die Welt 1980 offiziell für pockenfrei erklärt werden. James Gillray, Die Kuh-Pocken, oder: Die wundervollen Nebenwirkungen der neuen Impfung, 1802; Copyright: Creative Commons

Die sehr überschaubare, in einem kühlen Korridor aufgebaute Ausstellung streift kurz weitere Utopien wie Rousseaus «Retour à la nature», Martin Luther Kings «I Have a Dream» den Veganismus, einen Wertewandel in der Wirtschaft oder das unbedingte Grundeinkommen.

Im Umgang mit den Post-Corona-Utopien, beim Entscheid, was Utopie bleibt und was Realität werden könnte, hilft der Blick auf die nicht museal aufbereiteten Utopien der Vergangenheit nicht weiter.

14.03.2021, Jan Krobot/Zürich

 

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