Jacques Offenbach: «Un Mari à la porte» und «Ba-ta-clan» • Kammeroper Zürich im Gemeindesaal Zollikon • Premiere: 31.12.2024
Zwei seiner interessantesten Stücke bieten die perfekte Unterhaltung: Absolute Empfehlung!
Was für den Opernfan interessant ist, muss es nicht zwingend auch für die Theaterkasse sein: «Un Mari à la porte» und «Ba-ta-clan» gesehen zu haben lohnt sich, da es keine der «populären» Kassenschlager sind, um so mehr. Dies gilt gerade für die Einakter, da die kleinen Bühnen hier nahezu unter «offenbachschen» Verhältnissen arbeiten.
Paul Suter (Regieassistenz: Nina Debrunner), Doyen der freien Operetten-Szene der Schweiz, hat für die beiden Einakter ein Einheitsbühnenbild geschaffen. Getrennt durch ein Flur finden sich auf der Bühne zwei grosse Wohnzimmer, passend zur Szenenanweisung («Un Mari à la porte») «Ein Zimmer in der dritten Etage» .
Hier, in der Rue des Désires secrets 69, steht Gerichtsvollzieher Henri Martel (mit prächtiger Stimme und unschlagbarer Bühnenpräsenz Erich Bieri) vor der Tür und begehrter Einlass in das Zimmer seiner Braut Suzanne (mit wunderbar vollem Sopran Julia Schiwowa). Dies, nachdem man sich bei der standesamtlichen Hochzeit daheim so richtig gestritten hat. Suzanne kann die Begeisterung ihres Gatten für die Oper im Allgemeinen und Opernsängerinnen im Besonderen nicht teilen. Sie hat sich in ihr Zimmer zurückgezogen und lässt sich nicht einmal von ihrer Freundin Rosita (quicklebendig und freudesprühend Sara-Bigna Janett) dazu bringen, zur Hochzeitsgesellschaft zurückzukehren. Als sie keine Erfolg hat, lässt die lebenslustige Rosita ihre Freundin allein. Plötzlich vernimmt Suzanne Klagelaute aus dem Kamin: Florestan Ducroquet (mit strahlendem Tenor Christoph Waltle), erfolgreicher Frauenheld und erfolgloser Komponist, hat auf der Flucht vor einem erzürnten Ehegatten die Dachluke und den Kamin verwechselt. Und wieder begehrt Henri Einlass. Was nun? Am Schluss finden die zusammen, die zusammengehören.
Beat Gärtner (als blendender Conférencier mit nicht nur einem Augenzwinkern) führt auch durch «Ba-ta-clan», die Mutter aller Offenbachiaden. Paul Suter hat die Handlung dieses enorm von der Sprache und vom Sprachwitz abhängige Stücks für die Aufführung perfekt adaptiert.
«Ba-ta-clan» zeigt, wie eine Gruppe Fachärzte, darunter Professor Adolphe (Beat Gärtner) versucht Fé-An-Nich-Ton (Sara-Bigna Janett), , Ko-Ko-Ri-Ko (Erich Bieri), Ké-Ki-Ka-Ko (Valérian Bitschnau tadellos) und Fé-Ni-Han (Christoph Waltle) von der offensichtlich irrigen Meinung Chinesen zu sein abzubringen. Umfassend, selbst mit Musiktherapie und kontrollierter Ernährung, wird soll in die «Seelenlandschaft» der Patienten vorgedrungen werden. Die Erfolge sind nur mässig, bis sich die Patienten zusammentun, und das Umerziehungsinstitut verlassen. Gelingt ihnen die Flucht?
Das Orchester der Zürcher Kammeroper (Matteo Genini, Alessandro Damele, Johannes Platz, Ronny Spiegel, Claudia Troxler, Anouk Obschlager, Sarah Cohen, Miriam Terragni und Andreas Martinez) unter musikalischer Leitung von Caspar Dechman spielt einen herrlich prickelnden Offenbach. Diese neuen Instrumentalisten bringen Farben und Rhythmen zu Gehör wie ein grosses Orchester. Kompliment!
Nicht minder überzeugend agieren der Chor der Zürcher Kammeroper (Marcel Lutz ,Petrik Thomann, Hartmut Kriszun, Andreas Schiller, Daniel Wirz, Deniz Tokdemir, Balthazar Mühlemann und Nicola Dittli) und die Statisterie der Zürcher Kammeroper (Denise Johansen, Barbara Villiger Heilig und Rebecca Künzli)
Perfekte Unterhaltung: Absolute Empfehlung!
Weitere Aufführungen:
Freitag, 3. Januar 2025 um 19:00 Uhr; Samstag, 4. Januar 2025 um 19:00 Uhr;
Sonntag, 5. Januar 2025 um 15:00 Uhr; Freitag, 10. Januar 2025 um 19:00 Uhr;
Samstag, 11. Januar 2025 um 19:00 Uhr; Sonntag, 12. Januar 2025 – Dernière um 15:00 Uhr.
01.01.2025, Jan Krobot/Zürich