NÖ | Ziersdorf WURLITZERMUSEUM
Das Wurlitzermuseum – ein Geheimtipp im Weinviertel
3710 Ziersdorf, Badgasse 25, Tel: 0699 814 23 471 musikbox@gmx.net
Besichtigung nach telefonischer Voranmeldung Führungen in Deutsch, Englisch und Tschechisch möglich Sonderprogramme für größere Gruppen
© Elisabeth Dietrich-Schulz
Das Weinviertel hat viele lohnende Ausflugsziele: manche sind sehr bekannt wie der Heldenberg in Kleinwetzdorf oder die Amethyst Welt in Maissau, manche sind weniger bekannt und daher noch sogenannte Geheimtipps wie das Wurlitzermuseum in Ziersdorf. Von Wien aus über die A22 und die Horner Straße / B4 in etwa einer Stunde nach 58 km mit dem Auto erreichbar, warten über 100 Musikboxen darauf bewundert zu werden. Wollen Sie in Wien einen Wurlitzer im Museum sehen, müssen Sie z.B. ins Technische Museum pilgern oder ins Wien Museum, wo derzeit in der sehenswerten Ausstellung „Kontrollierte Freiheit : die Alliierten in Wien“ ein Prachtexemplar der Fa AMI aus den 1950er Jahren als Leihgabe aus dem TMW hinter Glas zu bestaunen ist.
Im Wurlitzermuseum in Ziersdorf sind über 100 Musikboxen der Marken Seeburg, Rock-Ola, Wurlitzer, Ami, United, Jupiter NSM, Bergmann und Harting von 1949 bis in die 1990er
Jahre zu sehen. Wurlitzer war ursprünglich ein Firmenname, der zum Synonym für das Produkt wurde. Die ersten Jukeboxen hatten „nur“ 20 Wahlmöglichkeiten, die Schellacks wurden nur von einer Seite bespielt, der Plattenwechsel war sichtbar. Spätere Modelle boten bereits 80 bis 100 Wahlmöglichkeiten. Im Museum steht sogar eine Box mit dem größten Plattenmagazin und 240 Wahlmöglichkeiten. Bei dieser Box ist allerdings der Abspielmechanismus versteckt. Alles eine Frage des Geldes bzw. der Rentabilität! Je größer die Auswahl, desto öfter rollen Münzen in die Box. Über Jahrzehnte war es üblich, dass Jukebox-Betreiber ihre Geräte leihweise in Gasthäusern aufgestellt haben. Die Wirtsleute bezogen Miete.
Die Sammlung an NSM Musikautomaten ist im kleinen Salon untergebracht. Die Firma NSM in Bingen am Rhein war der einzige Jukebox-Produzent in Deutschland mit großen Exporterfolgen in den USA.
Die teuerste Jukebox im Wurlitzermuseum, Marke AMI © Elisabeth Dietrich-Schulz
Wahre Leidenschaft steht am Beginn jeder Sammlung. Die männlichen Mitglieder der Familie Freitag sind schon in der dritten Generation mit dem „Musikboxfieber“ infiziert. Wilfried Freitag, Obmann des Vereins „Jukebox-Generation-Club“ hat seinen ersten Wurlitzer 1949 von einer Großtante bekommen. Die Musikbox war allerdings desolat und musste erst restauriert werden. Interessiert man sich für Jukeboxen, interessiert man sich meist auch für Radios. Die Rückwand des großen Schauraumes im Museum ist mit einer Vielzahl von Modellen – beginnend mit einem Volksempfänger bis zu schweren Röhrenradios aus den 1960er und 1970er Jahren – dekoriert. Diese erlauben Tuning und Stereoqualität vom Feinsten! Einem befreundeten Radiobastler über die Schulter zu schauen war die Freizeitbeschäftigung von Wilfried Freitag schon in der Schulzeit. Im Brotberuf Maler wie sein Vater hat er gemeinsam mit diesem seine Freizeit den Wurlitzern gewidmet. Erbstücke aus dem weiteren Familienkreis wurden durch Zukäufe immer mehr ergänzt, sodass nach einer Lagerhalle Ausschau gehalten wurde. 2016 konnte eine leerstehende Wirtshaushalle erworben, in viel Eigenregie hergerichtet und 2017 als Museum eröffnet werden. Der Verleih von Musikboxen ist das wirtschaftliche Rückgrat der Sammler. Was als Hobby begonnen hat und von manchen Nachbarn als Liebhaberei bezeichnet wird, hat längst zu einer Expertise geführt, die manchem staatlichen Museum zur Ehre gereichte!
Besuchen Sie den Jukebox-Salon und lernen Sie dabei viel über Technik und die Geschichte der Musikautomaten. Übrigens ist Ziersdorf auch öffentlich gut erreichbar, z.B. mit dem REX ab Wien Franz-Josefs-Bahnhof bis Ziersdorf Bahnhof in 48 Minuten.
Elisabeth Dietrich-Schulz (Bericht über den Besuch am 28.04.2025)