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/YOKOHAMA/ Kenmin-Hall: LE NOZZE DI FIGARO

15.11.2016 | Oper

YOKOHAMA/Kenmin Hall: LE NOZZE DI FIGARO am 13. 11.2016

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Eleonora Buratto, Matgerita Gritskova. Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Yokohama ist eine faszinierend lebendige Hafenstadt, ca. eine halbe Stunde mit der Metro von Tokyo entfernt. Letzten Sonntag pilgerten hier – trotz des prachtvollen Sonnenwetters und der ausgelassenen Stimmung auf der Seepromenade – tausende Menschen in die Kenmin Hall (die sofort einen moderneren und zweckmäßigeren Eindruck erweckte als ihr Gegenstück in Tokyo). Denn am (Nachmittags-)Programm(man begann erneut schon um 15h) stand die dritte Produktion im Rahmen des Japan-Gastspiels der Wiener Staatsoper: Le Nozze di Figaro unter Riccardo Muti. Und dieser genießt im Land der aufgehenden Sonne – wie der Kaiser – einen nahezu gottgleichen Status. Dementsprechend groß war die Erwartungshaltung und das Aufgebot an Autogrammjägern, Groupies, Fans und Fanvereinen („Camerata Muti“)…

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Ildebrando D’Arcangelo, Rosa Feola, Margerita Gritskova. Copyright: Wiener Staatsoper/Pöhn

Beim Aufgehen des Vorhangs musste man sich zuerst einmal die Augen reiben und mehrmals tief schlucken: denn Bühnenbild und Kostüme der aus dem Jahre 1977 stammenden Inszenierung von Jean-Pierre Ponnelle sel. wirkten auf den ersten Blick schon arg verstaubt und wie Versatzstücke aus einem lebenden Theatermuseum. Der Eindruck veränderte sich allerdings mit der Zeit: zwar behielt das Ganze seinen eindeutigen Vintage-Charakter naturgemäss bei, aber dank der ausgezeichneten Arbeit von Wolfgang Schilly (der die Wiedereinsstudierung betreute) funktionierte die Chose überraschenderweise. Die Sängerinnen und Sänger sangen und spielten  wirklich m mit– einander, sie zirkelten ihre Bewegungen und Gesten haargenau, aber ausdruckstark ab und schenkten- entgegen den schlechten Angewohnheiten ihres Standes, weder dem Dirigenten noch dem Publikum ihr Hauptaugenmerk. Echt erstaunlich.
Herausragend das Damenduo Eleonora Buratto (Gräfin) und Rosa Feola (Susanna).
Ihnen in jeder Beziehung absolut ebenbürtig Ildebrando d’Arcangelo, der sich immer mehr zum Figaro-Grafen schlechthin entwickelt: viril, vital, verführerisch (man versteht eigentlich nicht, wieso die Damen sich ihm nicht reihenweise hingeben).In manchen Momenten, in denen er kurzfristig auf ein sexuelles Entgegenkommen Susannas hofft, gemahnt er tänzelnderweise sogar an den Frauenfreund Muti in dessen jüngeren Jahren.

Das gesagt habend, muss man aber auch festhalten, dass das ganze Ensemble images any äusserst homogen war und keinerlei Schwachstellen aufwies: Margerita Gritskova (Cherubino), Alessandro Luongo (Figaro), Margaret Plummer (Marcellina) u.v.a.m.

Der Maestrissimo Muti dirigierte eine seiner Lebenspartituren mit allerhöchster Sublimität und wie aus einem einzigen grossen langem Atem heraus.

An diesem Sonntagnachmittag schien die Sonne in Yokohama nicht nur am Hafen, sondern auch in der Kenmin Halle. Und man durfte für ein paar Stunden lang rundum glücklich sein…

Robert Quitta, Yokohama

 

 

 

 

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