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WUPPERTAL: LUISA MILLER – Neuproduktion

Allerhöchstes Niveau an der Wupper

15.12.2018 | Oper

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Izabela Matula, Bildrechte: Wuppertaler Bühnen/ Jens Grossmann

Wuppertal : Verdi, LUISA MILLER- 2. Vorstellung der Neuproduktion am 14.12.2018

Allerhöchstes Niveau an der Wupper

Das in der letzten Dekade kulturpolitisch so gebeutelte Wuppertaler Opernhaus zeigt sich bei der Neuproduktion von Verdi‘s Luisa Miller in hervorragend erstarkter Verfassung.

BARBORA HORÁKOVÁ JOLY bringt eine kluge, spannende Geschichte auf die Bühne. Schwarze Tinte wird zur Waffe und besudelt im Verlauf des Abends die weißen Wände und unschuldigen Menschen. Der Intrigant Wurm, von Schiller einst subtil, leise gezeichnet, ist hier ein rabenschwarzer, meist grober Brunnenvergifter, Graf Walter ein eiskalter Schurkenkönig.

Die detailfreudige Personenregie greift am überzeugendsten bei dem sich voll verausgabenden Liebespaar Luisa- Rodolfo.

Die Bühne von ANDREW LIEBERMANN ist variabel und bietet mit den ideenreichen Kostümen von EVA MARIA VAN ACKER einen sich wandelnden Raum, der zusätzlich zu den Sängern auch von sechs Tänzern genutzt wird. Diese illustrieren oft zuckend Orchestrales und werden zu Projektionsflächen der Protagonisten. Ein paar Ideen und Parallel- Kommentare weniger wären vielleicht noch mehr gewesen. So war mir das Giftfässer- Tableau zu dick aufgetragen.

Musikalisch ist die Aufführung ein Ausrufezeichen und hält mit ganz großen Häusern spielend mit, ja übertrumpft sie in puncto Zusammenwirken, da länger miteinander geprobt werden konnte als mit „Stars“.

Aber ein solcher wird IZABELA MATULA sicher bald werden. Ihre Luisa besitzt ein dunkel- volles, sinnliches Timbre, dazu aber beherrscht sie spielend leicht die Koloraturpassagen. Und darstellerisch  bringt sie alles ein, vom naiven Mädchen bis zur verletzten Frau. Eine großartige Leistung.

Als weibliche Gegenspielerin Federica wartet  ebenfalls exzeptionell NANA DZIDZIGURI mit einem prächtigen Mezzosopran, der aus der klingenden Brust in die schlanke Höhe reicht, auf. Auch die dritte Frauenfigur, die kleine Partie der Laura ist bei IRIS MARIE SOJER in besten Händen. Wach, hochmusikalisch und mit lyrischer Zartheit hat sie eine rührende Szene mit dem Damenchor.

Auch die Herrenriege kann sich sehen und hören lassen. Allen voran der junge, vielversprechende Tenor RODRIGO PORRAS GARULO als Rodolfo. Selten erlebt man Tenorpartien so meisterhaft dargestellt. Vielfarbig, hochemotional bis an die Grenzen seiner Kraft ( und ein paar mal darüber hinaus) wirft er sich in den Liebhaber, dazu mit idealer Italienisch- lyrischer Stimmfarbe.

Zurückhaltend im Spiel, aber mit nobel und bestens geschultem Bariton überzeugt ANTON KEREMIDTCHIEV als Vater Miller mit höchst anspruchsvollen Kantilenen und großer Phrasierungskunst.

SEBASTIAN CAMPIONE kann in diesem Umfeld nicht ganz mithalten, sein Conte Walter ist szenisch wie musikalisch monochrom, wenngleich er tragfähig und mit großem Umfang zu Werke geht. Der allgegenwärtige Wurm wird agil von MICHAEL TEWS dargestellt, mit hohl- dräuender Stimme. Chor und Extrachor der Wuppertaler Bühnen stellen sich aktiv ind mit Verve in szenische Dienste und singen klangschön.

Die Sensation kommt aus dem Graben. Ich kann mich kaum erinnern, in den letzten Jahren ein ähnlich spannendes Verdi- Dirigat erlebt zu haben. Was GMD JULIA JONES an Nuancen, Überraschungen und Esprit mit dem Sinfonieorchester Wuppertal zaubert, ist meisterhaft und eine Offenbarung. Wie komplex diese Oper bereits die mittlere Phase des Komponisten einläutet, wird einem magisch bewusst.

Fazit also: das ebenfalls begeisterte Publikum wollte nicht zu klatschen aufhören.

Und eine Reise zu dieser vor allem musikalisch exzeptionellen Produktion ist fast ein Muss.

Christian Konz

 

 

 

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