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WUPPERTAL/ Historische Stadthalle: „2. SINFONIEKONZERT“ des SINFONIEORCHESTERS WUPPERTAL

am 28.10. (Ingrid Gerk)

29.10.2019 | Konzert/Liederabende

Wuppertal / Historische Stadthalle: „2. SINFONIEKONZERT“ des SINFONIEORCHESTERS WUPPERTAL – 28.10.2019

Zugegeben, bis vor kurzem hatte ich noch keine Ahnung von der Existenz der vor einigen Jahren detailgetreu restaurierten Historischen Stadthalle in Wuppertal (Elberfeld), einem Monumentalbau aus Wilhelminischer Zeit mit einem riesigen, prunkvollen Konzertsaal von europäischem Rang und mehreren kleinen Sälen mit Namen wie Mendelssohn-Saal, Offenbach-Saal, Hindemith-Saal, Mahler-Saal usw. Meist wird die Stadt Wuppertal außerhalb des Rhein-Ruhr-Gebietes nur auf die Schwebebahn und ggf. das Opernhaus und das Van-der-Heydt-Museum reduziert.

Der Große Saal des beeindruckenden Stadthauses, zweifellos einer der größten und prunkvollsten  Konzertsäle Deutschlands, wenn nicht Europas, der in seiner rechteckigen Struktur und viel plastischem Schmuck aus Blumenranken, Musikinstrumenten und Figuren in Weiß und Gold und idealer Funktionalität mit einem großen Bereich für Chor- und Orchester sowie einer großen Konzertorgel auch ein wenig an den Goldenen Saal im Wiener Musikverein erinnert (wenn auch in anderem Bau- und Ausstattungsstil), war mit seiner Kapazität von 1500 Plätzen an zwei Abenden sehr gut gefüllt mit Konzertbesuchern aller Altersklassen beim „2. Sinfoniekonzert“ des Sinfonieorchesters Wuppertal unter der Leitung von Johannes Pell, der schon lange kein Geheimtipp mehr ist und erst kürzlich bei den Aufführungen der Mozart-Oper „Die Hochzeit des Figaro“ und „dem Stravinsky-Abend“ und ganz besonders bei „Die Tote Stadt“ am Wuppertaler Opernhaus nachdrücklich auf sich aufmerksam machte.

Auf dem ausgewählten, interessanten und nicht gerade leicht umzusetzenden Konzertprogramm, das vom Publikum voll akzeptiert wurde, standen ausschließlich Werke der 2. Hälfte des 19. und 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Eröffnet wurde es mit „Don Juan“ (op. 20) von Richard Strauss, ein Werk, das das Orchester in großer Besetzung schon öfter gespielt hat und in seiner gewohnten Weise in seiner Heimstätte nach bekannter Sitte kraftvoll mit leider harten Paukenschlägen wiedergab. Hier war Don Juan vor allem der Draufgänger, der keine Skrupel kennt und weniger ein Charmeur.

 Die „Suite“ aus der Filmmusik zu “Leutnant Kishe“ (op. 60), einem der ersten, sehr erfolgreichen abendfüllenden Filme in der Sowjetunion, von Sergej Prokofjew gelang wesentlich subtiler. In der Satire auf die Bürokratie der Zarenzeit, durch die auch ein bisschen „Romeo und Julia“ u. a. Kompositionen Prokofjews und auch sein Humor schimmern, begann leise und sensibel und wurde bis zu harten Klängen gesteigert, die aber hier Sinn machten. Da wurden Fantasie und Gedanken angeregt und konnten fröhlich umherschweifen.

Sehr fein und ausgewogen folgte danach das relativ selten zu hörende „Preludio sinfonico“, das Giacomo Puccini am Ende seines Studiums schrieb und ließ dessen sinfonische Fähigkeiten erkennen, auch wenn dieser selbst von sich sagte, er fühle sich nur für die Oper berufen.

Mit Feuer und schönen lyrischen Passagen, zartem Vogelgezwitscher und lautmalerischen Passagen entführten die „Pini di Roma“ von Ottorino Respighi in geschichtsträchtige Regionen in und um Rom, und weckten Erinnerungen an vergangene Zeiten der Geschichte und Geschichten bis zum gigantisch-grandiosen Schluss in einem großem Crescendo.

Dieses Konzertabend war ein inspirierender und genüsslicher, der sowohl bezüglich des neu entdeckten Konzertsaales, als auch hinsichtlich der Ausführung bekannter Werke in interessanter Weise durch das zuverlässig spielende Sinfonieorchester Wuppertal mit sauberen Bläsern und einer interessanter Streichhomogenität unter der fachkompetenter, sicherer und inspirierenden Leitung von ‚Johannes Pell überraschte.

  Ingrid Gerk

 

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