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WUNSCHLOSES CORONAGLÜCK – die abgesagten Wiener Festwochen 2020

31.05.2020 | Themen Kultur

WUNSCHLOSES CORONAGLÜCK – die abgesagten Wiener Festwochen 2020

Wiener Festwochen 2020

Die versunkenen heurigen Wiener Festwochen hatten sich als ein Festival mit hierzulande überwiegend unbekannten, in keiner Weise zugkräftigen Künstler-, Ensemblenamen angekündigt. Als groß geschriebene, bestens finanzierte Festwochen mit kleiner Kunst. Wohl eher kleiner Kunst – welche jedoch auch wachsen hätte können. Ein Werbeslogan, ein origineller, wollte bereits auf dieses zweischneidige Kulturmanagement hinweisen: „Manche Aufführungen kosten zwar Überwindung, mit dem neuen FESTWOCHEN CLUBTICKET aber weniger Geld.“

Bitte: Ein stark ermäßigtes Ticket-Angebot wurde versprochen. Die Veranstalter wussten schon ziemlich genau, dass in diesem wenig übersichtlichen künstlerischen Angebot kaum etwas von Wiener Blut zu riechen sein wird und einem größeren Publikumsgeschmack nicht entsprochen werden konnte. Also, wie es sich in den letzten Jahren entwickelt hat: Es wird nur minimal eigenständig kreativ gestaltet, sondern programmiert wird mit in aller Welt eingekauften kleineren Veranstaltungen, welche im üblichen Alltag des Wiener Kulturbetriebes untergehen. Wie es sich in den letzten Jahren so krass entwickelt hat.

Aber, aber ….. man ist bemüht. Die Festwochen-Macher versuchen auch jetzt kleine Markenzeichen zu setzen. Etwa die Videoinstallation No Man II von HoTzu Nyen bleibt die einzige künstlerische Arbeit, welche in geplanter Form stattfindet. In der Kärtnertorpassage am Karlsplatz ist diese Hybriden-Mensch-Tier-Cyborg-Installation bis 30. September zu sehen. Aber auch mit einem ‚Dialog im öffentlichen Raum‘, kuratiert von Miguel A. López, will man aufmerksam machen. Somit, Arbeiten von Chto Delat, Manuel Chavajay, Prabhakr Pachpute, Margarida Mendes, Daniela Ortiz werden unter dem Motto ‚And if I devoted my life to one of its feathers?‘ auf Plakatwänden den Meidlingern oder Ottakringern als internationale Kunstbeglückung angeboten. 

Coronaglück hat allerdings Bundespräsident Alexander Van der Bellen dem Wiener Szenelokal SOLE – mit Stammgästen wie Placido Domingo, Dominique Meyer, Ferruccio Furlanetto, Thomas Angyan, etc. gut bestückt –gebracht. Des Bundespräsidenten  0.18 Uhr geselliger Auftritt hier nach Mitternacht, alles andere als ein großes Verbrechen, hat für hämische Schlagzeilen in der Stadt wie auch weltweit gesorgt. Und so wird wieder einmal mehr über politische Defekte als über die echten Probleme des heimischen Kulturverlustes gesprochen.

Meinhard Rüdenauer

 

 

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