Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

WÜRZBURG/ Mainfrankentheater: DIE HUGENOTTEN – vom farbenprächtigen Beginn zur nachdenklichen Katastrophe

18.12.2016 | Oper

Mainfrankentheater Würzburg, Die Hugenotten , Vorstellung vom  17.12.2016

Vom farbenprächtigen Beginn zur nachdenklichen Katastrophe

hug
Bryan Boyce, Claudia Sorokina, Silke Evers (stehend); Karen Leiber, Uwe Stickert und Tomasz Raff (liegend) sowie der Opernchor des Mainfranken Theaters Würzburg (hinten). © Nik Schölzel

Für die Regie war der Japanische Regisseur Tomo Sugao, die Kostüme Pascal Seibicke, die Bühne Julia Berndt, Licht Roger Vanoni und Dramaturgie Berthold Warnecke, verantwortlich.

Die „Hugenotten“ thematisieren den Konflikt zwischen den beiden christlichen Religionsgruppen, den Katholiken und den Hugenotten, der sich langsam, aber stetig zur großen Katastrophe entwickelt. Eingebunden in diese Handlung ist ein Liebespaar, dem Hugenotten Raoul de Nangis, Daniel Magdal und der Katholikin Valentine, Karen Leiber. Wegen ihrer unterschiedlichen Religionszugehörigkeit, können sie ihrem Schicksal nicht entfliehen.

Die Regie hat dies mit einfachen, aber  szenisch wirkungsvollen Mitteln umgesetzt. Eine wichtige Rolle spielt dabei das große Ensemble mit Chor und Extrachor und deren Personenführung. Diese Gruppen, die meist den ganzen Bühnenraum ausfüllen, sind ständig in Bewegung und formieren sich manchmal auch taktmäßig zu  einer bunten Riege.

Die beiden christlichen Religionsgemeinschaften unterscheiden sich kaum, nur die Haarfarbe ist verschieden. Warum sollten sie auch, denn die Differenzen in der Glaubenslehre sind unerheblich.  Es entwickelt sich eine bunt gemischte, mit viel Komik behaftete, ausgeflippte Gesellschaft mit der entsprechenden Toleranz gegenüber Außenseitern.

Auf dem Bühnenraum sieht man eine einzelne bewegliche Bühne, auf der bzw neben der Bühne die Geschichte erzählt wird. Im weiteren Verlauf wird die Handlung, anfangs fast unbemerkt, immer feindseliger, die sich aus der Handlung entwickelt und maßgebend von deren Anführern beeinflusst wird. Jetzt entstehen aus der  beweglichen Bühne, Symbol für friedliches Zusammenleben, zwei gleiche Bühnen, jeweils eine für die Katholiken und die andere für die Hugenotten oder anders formuliert, die Bühne ist das Spiegelbild der Katholiken bzw der Hugenotten. Jetzt bewegen sich die Bühnen. Diese Bewegungen werden immer schneller, sie kreisen, werden immer chaotischer und unkontrollierbarer  und enden schließlich in einen unorthodoxen Zustand.

Der endgültige Bruch mit der heiteren Gesellschaft wird mit  einem blutrünstigen und brutalen Meuchelmord im vierten Akt eingeleitet. Jetzt  wird der Bühnenraum immer trister, die Kostüme verwandeln sich in schlichtem grau und es zeichnet sich die finale Katastrophe ab. Im fünften und letzten Akt sind die beiden Bühnen verschwunden und es wird ein dunkler, schwarzer und beklemmender Bühnenraum gezeigt. Der Kampf zwischen den Katholiken und Hugenotten wird durch hörbare Gewehrsalven zu den Orchesterklängen angedeutet. Es ist ein intensiver, ja gespenstiger und beklemmender Schluss, der viele Besucher nachdenklich stimmt.  

Die Leitung des Philharmonischen Orchesters des Mainfrankentheaters übernahm der GMD Enrico Calesso. Die angeblichen Ungereimtheiten in der Premiere zwischen Orchester und Solisten waren total ausgeräumt. Aus dem Graben kam eine spannende, einer Grand Opera würdigen, geschlossene Interpretation. Einzig, bedingt durch die akustischen Gegebenheiten im Zuschauerraum, kommt es bei manchen Plätzen zu lautstarkem Hörempfinden. 

Einen wichtigen Part kommt dem Chor und Extrachor zugute. Diese Aufgabe übernahm erfolgreich Anton Tremmel.

Die überaus große Anzahl an Solisten wurden teilweise mit Gästen besetzt, welche in vielen Fällen die Erwartungen übertrafen. Auszugsweise sind hier vor allem das Paar Valentine (Karen Leiber) mit ihrer schönen lyrischen Stimme und Raoul de Nangis (Daniel Magdal), ein Tenor, der sich mehr in Richtung Heldentenor entwickelt und auch die akrobatischen Höhen schafft, genannt.

Marguerite de Valois, Claudia Sorokina, eine aus Usbekistan stammende koloratursichere Sopranistin mit ausgesprochen nuancenreicher dramatischen Stimme hat ihre komische Rolle gut interpretiert.

Die übrigen Sängerdarsteller vervollständigten den guten Gesamteindruck.

Mit den Hugenotten wurde sowohl regiemäßig, als auch orchestral und sängerisch eine komplexe Gesamtleistung geboten, die vorbehaltlos als empfehlenswert einzustufen ist. 

Weitere Vorstellungen: 15.01.2017, 22.01.2017 und 17.02-2017

Franz Roos

 

 

Diese Seite drucken