WOLFGANG AMADEUS MOZART: THE IMPRESARIO – SONY CD
English Chamber Orchestra; André Previn
Eine köstlichen Blick ins reiche Archiv der ehemaligen RCA gönnt uns wieder einmal Sony. In der jetzt zum ersten Mal international aufgelegten CD, einer 1967 aufgenommenen amüsanten Version von Mozarts Schauspieldirektor wird englisch gesungen und die Handlung kurzerhand ins 20. Jahrhundert verlegt. Für die Neuadaption des Librettos von Johann Gottlieb Stephanie war damals Dory Prévin, die Frau des Dirigenten André Previn, verantwortlich. Da gibt es den aller Opern überdrüssigen amerikanischen Theaterdirektor Frank (Leo McKern), den schlauen Inspizienten Buff (Sherill Milnes), der eine amouröse Beziehung zur aufstrebenden Soubrette Miss Sweetsong (Judith Raskin) unterhält, und den Bankier Eiler (Richard Lewis), der die neue Inszenierung in dem Provinzkaff Salzburg bezahlen will unter der Bedingung, dass seine Geliebte, die alternde Primadonna Silverklang (himmlisch Reri Grist) mit von der Partie sein darf. Nach allerlei eitlen Streitereien um Gagen, wer mit wem und vor allem, wer denn die erste auf dem Theater sei, einigt man sich am Ende darauf, dass es doch nur die Oper ist, auf die es ankommt.
Musikalisch sind die kurzweiligen fünf Nummern (Ouverture, Arietta „A Girl was I“ = „Da schlägt die Abschiedsstunde“, Rondo „I Want mine“ = „Bester Jüngling! Mit Entzücken“, das Trio „The Argument“ = „Ich bin die erste Sängerin“) sowie der Schlussgesang „The Play‘s the Thing“ = „Jeder Künstler strebt nach Ehre“) ein Hit. Der ironisch komödiantische Blick auf das Theater zur Zeit Mozarts ist herrlich zeitlos und funktioniert auch in der amerikanischen Neueinrichtung bestens. Kein Wunder, bei dieser Besetzung!
Die unnachahmliche Reri Grist hatte den Schauspieldirektor schon einmal für die Deutsche Grammophon unter der Leitung von Karl Böhm aufgenommen. Sie vermag es bis heute konkurrenzlos, der kapriziösen Diva musikalisches Profil zu verliehen. Ihre Gegenspielerin Judith Raskin hat einen schönen lyrischen Sopran, kann aber von Glanz und Leuchtkraft her nicht mit der „Älteren“ mithalten. Wunderbar auch der australische Schauspieler Leo McKern (bekannt geworden etwa als Exorzist Bugenhagen in „Das Omen“) in der Sprechrolle des Frank. Mehr als luxuriös die Besetzung der kleineren Rollen des Buff mit Sherill Milnes und der Bankiers Eiler mit dem hervorragenden Mozart-Tenor Richard Lewis. André Prévin leitet das English Chamber Orchestra mit einer gehörigen Portion wienerischen Charmes und Salzburger Nonchalance. Anhören!
Dr. Ingobert Waltenberger