Paul Abraham: Ball im Savoy • Kammeroper Köln im Theater am Stadtgarten Winterthur • Vorstellung: 30.12.2023
Für das Auge wird viel geboten
Zum Jahreswechsel gastiert die Kammeroper Köln mit Paul Abrahams «Ball im Savoy» im Theater am Stadtgarten in Winterthur. Regisseur Vanni Viscusi versucht das Stück eher wie ein Musical, als eine Operette zu inszenieren.
Foto © Hannah Hilger
Vanni Viscusi (Regie) hat Abrahams Meisterwerk deutlich gekürzt, um seiner Inszenierung mehr Tempo zu verleihen und den Humor besser herauszuarbeiten, denn es gebe in der Originalfassung viele Themen, die aus heutiger Sicht nicht mehr aktuell oder rassistisch verstanden werden könnten. So habe er Mustapha Bey die Veralberung der türkischen Sprache weggenommen und versucht, «Ball im Savoy» eher wie ein Musical, als eine Operette zu inszenieren. Auf der Bühne von Jörg Brombacher und in den Kostümen von Gesa Gröning entsteht so ein Abend, der das Auge reichlich verwöhnt. Die gebotene Show schiesst aber, im Verbund mit dem Tondesign von Rubén Fernández del Campo, weit über das Ziel hinaus. Orchester und Solisten sind zu deutlich hörbar und mit zuviel Hall verstärkt, so dass der Klang unnatürlich und künstlich, wie bei einem zeitgenössischen Retortenmusical wirkt. Hinzu kommt, dass selbst «Laienbühnen» gezeigt haben, dass der Ball im Savoy ungekürzt und unverändert seine volle Wirkung entfalten kann. Wenn man Vertrauen ins Stück hat. Nimmt man Mustafa Bey die «Veralberung» der türkischen Sprache weg, lässt aber übertriebene ungarische und spanisch-lateinamerikanische Akzente bestehen, ist das ein Zeichen von Inkonsequenz und misslungener, vorauseilender politischer Korrektheit. Es ist Zeichen genug, wenn Publikum das Theater in der Pause verlässt.
Um die musikalische Seite des Abends ist es oberflächlich bestens bestellt. Die Kölner Symphoniker unter musikalischer Leitung von Inga Hilsberg musizieren schwungvoll und mit Schmiss. Das Verhältnis von Orchester und Solisten ist bestens ausgeglichen. Die übernatürlich, künstliche Verstärkung verunmöglicht eine genauere Beurteilung, weshalb hier der Besetzungszettel angeführt sei:
Marquis Aristide de Faublas: Mario Zuber
Marquise Madeleine de Faublas: Nicola Becht
Daisy Darlington: Femke Soetenga
Mustafa Bey: Tyler Steele
Tangolita: Sofia Coretti
Archibald: Matthias Brandebusmeyer
Monsieur Albert / Maurice: Hans-Arthur Falkenrath
Rene: Tiziano Edini
Lucia: Giovanni De Domenico
Celestine: Christoph Loebelt
Monsieur Albert / Maurice: Hans-Arthur Falkrenrath
Bessie:Jessica Falceri
Lilly / Mizzi: Kira-Luisa Reinhard
Paulette / Trude: Annika Stumpp
Illonka: Ewa Skalska
Hermine / Giuliette: Anna Vogt
Für das Auge wird viel geboten.
Weitere Aufführung in Winterthur: 02.01.2024
30.12.2023, Jan Krobot/Zürich