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WIESBADEN: UN BALLO IN MASCHERA – Wiederaufnahme

17.09.2018 | Oper

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Un ballo in maschera – Wiederaufnahme

Besuchte Vorstellung am 16.09. 2018, Staatstheater Wiesbaden

In der Inszenierung von Beka Savic erlebt der Zuschauer eine gefällige Inszenierung in eindrucksreicher Bühnenbildgestaltung von Luis Carvalho. Dazu entwarf Selena Orb z.T. aufwändige Kostüme. Warum die Handlung in die 1930iger Jahre der Prohibition verlegt wurde, ergab für mich keinen Sinn und ebenso wenig einen interpretatorischen Neuansatz. In der Personenzeichung blieb die Inszenierung arg oberflächlich und konventionell. Aber letztlich störte die Inszenierung nicht das musikalische Geschehen…..

Als Riccardo stellte sich Harold Meers vor. Ein solider Gebrauchstenor, ohne Schmelz und viel zu monochromer Tongebung. Gerade in seiner Arie im 3. Akt und der nachfolgenden Cabaletta geriet er mit seiner Stimme in der Höhe in arge Nöte.

An seiner Seite gab Elisa Cho eine lyrische Amelia. Einmal davon abgesehen, dass die Stimme in der Höhe zuweilen arg spitz anmutete, imponierte die dynamische Bandbreite und vokale Sicherheit, mit der sie die Partie stilsicher interpretierte.

Eine Wucht war Igor Bakan als eher veristisch agierender Renato! Bakan sang und agierte mit unerschöpflicher Hingabe, als gälte es sein Leben. Außergewöhnlich war sein minutiöser Wort-/Tonbezug. Immer wieder versah er seine Gesangslinie mit wuchtigen aus der Musik klug heraus gehörten Akzenten. Selten war der innerere Zusammenbruch Renatos in solcher Erschütterung zu erleben. Seine Stimme erklang ausladend und imponierte durch seine Höhensicherheit. Eine außergewöhnliche Leistung eines besonderen Künstlers!

Als Ulrica kämpfte Andrea Baker immer wieder mit der korrekten Intonation und dem teilweise heftigen Flackern ihrer Stimme.

Fabelhaft war einmal mehr Gloria Rehm als quirliger Oscar.  Sehr engagiert, tonschön agierte Benjamin Russell als Silvano. Herrlich finster und sonor sangen die beiden Verschwörer Florian Kontschak als Tom und vor allem Tuncay Kurtoglu.

Albert Horne sorgte für eine klangvolle Choreinstudierung seines spielfreudigen Chores- und Extrachores.

Am Pult des hörbar ausgeruht agierenden Hessischen Staatsorchesters stand Christoph Stiller. Er vermied jegliche Extreme in seiner Interpretation und war hörbar um größte Balance zwischen Bühne und Graben bemüht, was auch gelang. Leider schlug seine Lesart so gar keine Funken aus der herrlichen Partitur. Vieles wirkte arg behäbig, z.B. Finale 1. Bild oder auch in Renatos Arie. Abgesehen von kleinen Fehlern im Blech verwöhnte das Orchester mit sensiblem Spiel. Besonders berührend die Soli der Holzbläser und das viel geforderte Solo-Cello. Aber wie schon beim Otello, so gab es auch hier wieder die „Sparbesetzung“ mit nur einem Spieler im Schlagzeug, der wieder kaum zu hören war. Sehr schade, denn so bleiben wesentliche Impulse auf der Strecke.

Viel Begeisterung im Haus!

Dirk Schauß

 

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