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WIESBADEN/ Staatstheater: JENUFA. Premiere

am 29.11. (Franz Roos)

30.11.2018 | Oper

Jenufa, Staatstheater Wiesbaden, Premiere vom 29. 11. 2018

Eine musikalisch und szenisch bemerkenswerte Premiere

 Bildergebnis für Wiesbaden jenufa
Foto: Karl & Monika Forster,   Sabina Cvilak (Jenufa), Aaron Cawley (Steva Buryja), Chor ,      1. Akt

 

Regie: Ingo Kerkhof, Bühne: Gisbert Jäkel, Kostüme: Sonja Albartus. Licht: Andreas Frank, Dramaturgie: Katja Leclerc, Choreografie: Myriam Lifka

Eine Symbiose von musikalischer Interpretation und zweckgebundener Personenführung mit passender Bühnenausstattung.

In diesem Werk, das im ausgehenden 19. Jahrhundert in einem Dorf in Mähren spielt, geht es um den öffentlichen Druck, der auf die Gesellschaft ausgeübt wird. Um die Schande für ein uneheliches Kind nicht publik werden zu lassen, wird es ermordet, was aber zu einer weiteren Eskalation führt. Erschwerend kommt noch hinzu, dass es in einem Dorf keine Anonymität gibt. Die Regie legt großen Wert auf die seelische Belastung der Darsteller, dämpft die großen Wutausbrüche und ist so im Einklang mit der musikalischen Ausarbeitung. 

 Im Vorspann wird die Familiengeschichte der „Buryja Familie“ dargestellt, indem man bei Familienfeiern abwechselnd unterschiedliche Personen sieht. Die abgehenden Personen sind die Verstorbenen und die neu hinzugekommenen sind Kinder oder entstehende Verwandte.

Im ersten Akt sieht man auf der Bühne seitlich ein Bauernhaus im mährischen Stil, vor dem dann die Handlung abläuft. Im zweiten Akt spielen die Szenen im Innern des Hauses und im dritten Akt wird das Bauernhaus zur Seite geschoben, sodass genügend Platz für Chor und Gäste der geplanten Hochzeit, vorhanden ist. Das helle, kalte Licht stellt eine Überlagerung der hoffnungslosen Situation dar. Die Personenführung ist eng mit der musikalischen Ausdrucksweise verbunden. Der Schluss weicht logischerweise vom Original ab, darnach soll am Ende Laca seine Jenufa heiraten dürfen, nachdem er zuvor im ersten Akt aus Eifersucht ihr Gesicht mit einem Messerstich verunstaltet hat. Das wäre in der heutigen Zeit in der Tat unglaubwürdig. Die Regie zeigt die am Boden zerstört liegende Jenufa und abseits stehend Laca, eine plausible Lösung. 

 

Insgesamt kann man von einer darstellerisch guten und szenisch einfühlsamen Regie sprechen, die am Ende mit großem Beifall gefeiert wurde. 

Bildergebnis für Wiesbaden jenufa
Foto: Karl & Monika Forster,   Dalia Schaechter (Küsterin), Sabina Cvilak (Jenufa). 2. Akt

 

Eine gelungene orchestrale und gesangliche Aufführung

 Die Partitur ist teilweise mit dem Verismo verbunden, enthält weit geschwungene  Melodienbögen mit folkloristischen Choreinblendungen und spätromantischer Tongebung und verlässt niemals die tonale Basis. Nach Aussage des Komponisten ist die Sprache ein wichtiger Faktor für den musikalischen Ausdruck.

Der GMD, Patrick Lange, hat eine transparente Lesart gewählt, die dunklen Farbtöne meisterhaft zum Erklingen gebracht, die dramatischen Ausbrüche gedämpft, die Sänger mit großer Hingabe unterstützt und vor allem im dritten Akt mit den düsteren Klängen für die entsprechende Stimmung gesorgt.

 Die Hauptfigur wurde mit Sabina Cvilak besetzt, die an diesem Hause schon als Sieglinde zu bestaunen war. Sie hat diese schwierige Rolle mit großer Leidenschaft und hingebungsvollen Ausdruck interpretiert, eine bemerkenswerte Leistung. Sabina Cvilak hat ihre innerlichen Gefühlsausbrüche musikalisch offengelegt.

Die Küsterin, eine tragische Figur, die durch den Zwang der Gesellschaft zur Mörderin wird, wurde von Dalia Schaechter dargestellt und wegen ihrer sängerischen Leistung und ihrer Bühnenpräsenz am Ende mit großem Beifall bedacht.

Daniel Brenna als Laca Klemen, mit ausdruckstarker Stimme, war Einspringer für die krankheitsbedingte Absage von Paul McNamara.  Er besitzt eine große höhensichere Heldenstimme mit guter Stimmführung und zählte mit Sabina Cvilak zu den sängerischen und darstellerischen Höhepunkten an diesem Abend. Daniel Brenna hat das Potenzial für zukünftige heldenhafte Partien.

Aaron Cawley als Steva Buryia, der Vater des unehelichen Kindes, konnte mit seinem  kräftigen klaren Tenor überzeugen. Die übrigen Sängerdarsteller hatten einen wesentlichen Anteil an dem erfolgreichen Abend.  Der Chor wurde geleitet von Albert Horne.

Bildergebnis für Wiesbaden jenufa
Foto: Karl & Monika Forster,   Shira Patchornik ((Karolka), Hans-Otto W
eiß (Dorfrichter)   3. Akt

Nach der erfolgreichen Produktion der “Meistersinger”, ist mit “Jenufa” im Staatstheater Wiesbaden ein überzeugendes Musikdrama entstanden. Diese Erfolge erzielt man nur mit intensiver Vorbereitung von allen Beteiligten. Dazu gehören nicht nur die namentlich erwähnten Personen, sondern auch die vielen unbekannten Assistenten, die meist auf der letzten Seite der Programmhinweise stehen.

Weitere Aufführungen: 02. 12. 2018. 23., 26., Jan. 2019, 1., 6., 9., 17. Febr. 2019

Franz Roos

 

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