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WIESBADEN/ Staatstheater: DIE ZAUBERFLÖTE

04.10.2019 | Oper

Bildergebnis für wiesbaden die zauberflöte
Thomas de Vries, Ralf Rachbauer (oben), Gustavo Quaresma, Benjamin Russell (unten)
Foto: Andreas J. Etter

Wiesbaden, Staatstheater: Mozart: DIE ZAUBERFLÖTE.   Vorstellung am 3. Oktober 2019

CARSTEN KOCHAN´s Inszenierung der Zauberflöte darf man bieder nennen: sie tut nicht weh, eckt nicht an und erzählt die Geschichte geradeaus. Alles ist gleichschenklig und im Lot. Videoprojektionen ersetzen weitgehend das Bühnenbild (MICHAEL SCHALLER), ein Trend der zunehmend auf deutschen Bühnen zu erleben ist, und der fatal ist. Video ist der Feind des Theaters, da die bewegten Bilder zumeist des reale Bühnengeschehen dominieren. Hier in Wiesbaden dominieren sie nicht, aber sie kommentieren und bebildern eine kahle Bühne, die ein wirkliches  Bühnenbild eigentlich verweigert. So senkt man sicher die Produktionskosten.

Die Besetzung hingegen ist ein Wurf. Fast ausnahmslos sind sehr gute Sänger, mit speziell- timbrierten Stimmen und guter Bühnenpräsenz, am Start.

MARTIN PISKORSKI gibt einen virilen, markant- dunkelgefärbten Tamino, der sich aktiv gegen die Widerstände der Welten stemmt und kein traniger Herumsteher ist. ANNA EL-KHASHEM ist eine entzückend anmutige, blutjunge Pamina, die mit edelstem Sopran ihre Rolle lebendig und in der g-moll Arie anrührend gestaltet. Als Papageno ist im besten Sinn ein Meister auf der Bühne: JOHANNES MARTIN KRÄNZLE verleiht seiner unverwechselbar- warmen Baritonstimme einen vibrierend- leichten Mozart-Ton, singt dabei in großer Direktheit und Wahrheit im Ausdruck und spielt umwerfend natürlich. Mit sehr noblem und samtenen Bass wartet YOUNG DOO PARK auf, der nur in den (zu langen) Dialogen seine Herkunft verrät.

Eine Sensation ist die Königin von ALEKSANDRA OLCZYK. Ihre Arie „Der Hölle Flammen“ ist sicher selten so locker und blitzsauber, dabei mit Attacke und großem Klang live über eine Bühne gegangen. Die Papagena wird von SHIRA PATCHORNIK theatralisch lebhaft und stimmlich frisch  verkörpert. ERIK BIEGELs Monostatos kann da nur darstellerisch mithalten, – da ist einfach zumindest in dieser tieferen Tenorlage zu wenig Material vorhanden. Die beiden Geharnischten übernehmen auch die Priester, wovon der tiefere auch den Sprecher im ersten Akt singt: THOMAS DE VRIES beherrscht klug seinen Bariton und gestaltet die Dialoge exemplarisch, während RALF RACHBAUERs Tenor etwas unstet wirkt. Die drei Knaben werden von Mitgliedern der Chorakademie Dortmund gesungen und gespielt. Eine großartige Wahl, denn alle drei singen klangschön und spielen so selbstverständlich wie die „alten Hasen“.

Der Chor (ALBERT HORNE) wird szenisch überhaupt nicht geführt, singt aber solide. Das Hessische Staatsorchester hat nicht seinen besten Tag. Ungewohnte Fehler und Ungenauigkeiten, die manch eigenwlliger musikalischer Auffassung des Dirigenten KONRAD JUNGHÄNEL geschuldet sein mögen,  überschatten eine an sich frische und beherzte Lesart.

Das volle Theater spendet herzlichen Applaus, den das überaus homogene Ensemble verdient ernten darf.

Damian Kern

 

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