Wiesbaden, Maifestspiele: „SIEGFRIED“, 26.Mai 2017
Andreas Schager war Siegfried, und er ist einer der besten Siegfriede überhaupt, ja der Gesangsgeschichte. Blendendes Aussehen, ideale Darstellung, unglaubliches Draufgängertum, unermüdliche Stimme, strahlende Spitzentöne, baritonale Mittellage, ja, was will man mehr. Hoffentlich kommt er auch in dieser Rolle, die wie für ihn geschrieben zu sein scheint, bald nach Wien.
Auch das übrige Ensemble war großartig. Eindrucksvoll der Wotan von Thomas Hall, der mit mächtiger Stimme, die ein ideales Wotan-Timbre besitzt, singt. Matthäus Schmidlechner ist ein sehr guter, wortdeutlicher Mime, Thomas de Vries ein stimmstarker beeindruckender Alberich.
Auch Evelyn Herlitzius kann sich als Brünnhilde gut in Szene setzen. Young Doo Park hat einen richtigen Fafner_Bass. Ebenso die Erda von Bernadett Fodor, die mit runder, großer Stimme singt, muss hervorgehoben werden, genauso wie dasWaldvögelein von Stella An.
Alexander Joel und das Hessische Staatsorchester Wiesbaden wurden besonders bejubelt.
Ebenso, ja äußerst stark bejubelt, Uwe Eric Laufenberg, der eine in weiten Teilen sehr beeindruckende, ja überwältigende Inszenierung ablieferte. In der Rätselszene zeigt er uns auf sehr gelungene Weise auf einer Videowand die Nibelungen, Riesen und Götter der Gegenwart. Der Kampf mit dem seine unermesslichen Schätze untätig bewachenden Fafner spielt sich virtuell ab.
Ich denke, Laufenberg hat genau in Szene gesetzt, was Wagner im Sinne hatte. Keine Märchenoper, sondern die Darstellung der politischen Systeme, wirtschaftlichen Zusammenhänge, der Gesellschaftsschichten, der persönlichen Beziehungen zwischen sich ständig weiterentwickelnden Protagonisten.
Zusammenhänge die für alle Zeiten gelten und deshalb zeitlos sind.
So gelingt es ihm, dem Publikum die Bedeutung dieses gewaltigen Werkes näher zu bringen.
Christoph Karner