Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

WIESBADEN/ Kurhaus: „DANIIL TRIFONOV-BAMBERGER SYMPHONIKER-JAKUB HRUSA“

17.07.2019 | Konzert/Liederabende

Wiesbaden / Kurhaus: „DANIIL TRIFONOV-BAMBERGER SYMPHONIKER-JAKUB HRUSA“  –  16.07.2019

Im Rahmen des „Rheingau-Musik-Festivals 2019“ gastierten Daniil Trifonov sowie die Bamberger Symphoniker unter der Stabführung ihres Chefdirigenten Jakub Hrusa.

Der inzwischen 28-jährige russische Pianist etablierte sich inzwischen im Kreise der Tastenlöwen-Weltelite, komponierte bereits auch  diverse Werke für Piano. Das 2014 entstandene „Klavierkonzert Es-Dur“ des Allround-Künstlers und diesjährigen „Artist in Residence“ erlebte in Luzern seine UA, danach folgte Wien und hatte nun im Kurhaus Wiesbaden seine deutsche EA.

Im es voraus zu nennen: das Klavierwerk des charismatischen Pianisten betörte zu herrlich fließendem  Melos, wirkte konspiriert im rhetorischen Aufbau und ließ eine Vielzahl altbekannter romantischer Themen russischer Komponisten mit einfließen. Konträr setzte der Tonsetzer Frequenzen impressionistischer Couleurs sowie Klänge von avantgardistischer Prägung dagegen, blieb stets im Bereich des Melodischen und seine Weisen ähnelten nie extremen Klangkontroversen des 21. Jahrhunderts.

Bereits zum einleitenden Allegro ma non troppo des dreisätzigen Werkes steigerte sich der Pianist Daniil Trifonov mit kräftigen Impulsen, vollgriffig, energisch in die kontinuierliche Dichte der ausufernden Thematik. Gleich einem farbsatten Ölgemälde offerierte Trifonov traumwandlerisch feinste tonale Details.

Es versteht sich von selbst, dass der versierte Pianist in seinem Andante-Agitato in spielerischer Perfektion eine Fülle technisch-brillanter Läufe zauberte. Prägnant in atemberaubender Rasanz servierte der Künstler die kurze Kadenz, verlieh seinem Spiel leidenschaftliche Tastenakrobatik zur unterhaltsamen Kurzweil des Finalsatzes.

Dazu intonierten die Bamberger Symphoniker unter kongenialer Leitung ihres jungen Chefs Jakub Hrusa die spektakulären Instrumental-Begleitungen. In Folge erklangen orchestral die feingegliederten musikalischen Konturen so manchem cineastischen oder Musical-Sound verwandt.

Das Publikum feierte Trifonov und das Orchester lautstark mit großer Begeisterung und erhielt trotz Kürze der Darbietung keine Zugabe.

Unter der Bezeichnung „Má vlast“ komponierte Bedrich Smetana einen symphonischen Zyklus von sechs Dichtungen als künstlerisches Glaubensbekenntnis zu seiner Heimat, davon präsentierten die Bamberger allerdings nur vier. Ganz in tschechischer Musiziertradition ließ der temperamentvolle Jakub Hrusa diese Tongemälde erklingen. Zu Beginn Vysehrad jene stolze ruhmreiche Burg erstand instrumental majestätisch im visionären Auge des Zuhörers zu motivischen Trompetensignalen, orchestral intonierten Kämpfen, lieblichen Gesängen und zur traurigen Harfen-Klage des Sängers Lumir.

Glitzernd schäumend, langsam strömend, wild durch Stromschnellen fließend kam Vltava daher, sehr inspiriert erklangen die Flöten zum murmelnden Wellenmotiv, die Klarinetten und Bratschen fingen die Strömungen in einem Triller auf zu den wogenden Streichern. Die Hörner schmetterten die Terzen, die Blechbläser intonierten die stolzen Türme Prags, die Moldau war angekommen.

Sárka war die Anführerin der legendären böhmischen Amazonen, welche in wildem Kampfe mit den Rittern lagen. Sie ließ sich an einen Baum binden, ein Ritter fand und nahm sie mit sich. Er fühlte sich im Siegesrausch mit seinen Gefährten, Sárka meuchelte alle mit Hilfe ihrer Amazonen im Schlaf. Entsprechend orgiastisch, rhythmisch ausufernd die musikalischen Nachgestaltungen welche das Orchester vortrefflich intensivierte.

Zum poetischen Vers: „Froh ist das Herz über die Schönheit Böhmens, dessen reiche Fluren sich weithin erstrecken…“ erklang Z ceských luhu a hájú in herrlichen instrumental-intonierten  Bögen voll Wärme, Beseeltheit im ausdrucksstarken Sound und Hrusa zog mit dem hervorragend musizierenden Klangkörper alle Register einer ungemein plastischen naturrealistischen Wiedergabe.

Ein Aufschrei der Begeisterung und prasselnder Applaus wurde von den Gästen mit zwei Zugaben belohnt: voll Esprit und unvergleichlichem Temperament erklangen aus „Die verkaufte Braut“ Furiant und Tanz.

Gerhard Hoffmann

 

 

Diese Seite drucken