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WIESBADEN/ Hessisches Staatstheater: CARMEN. Neuinszenierung

TOROS SI, CORRIDAS NO SI

11.10.2019 | Oper

Georges Bizet: Carmen, Hessisches Staatstheater Wiesbaden, Vorstellung: 10.10.2019

 (5. Vorstellung seit der Premiere am 14.09.2019)

TOROS SI, CORRIDAS NO SI

Das grosse Lob gleich zu Beginn: Das Staatstheater in Wiesbaden zeigt die Originalfassung der Carmen, also jene mit den gesprochenen Dialogen.

Das Hessische Staatsorchester Wiesbaden unter Leitung von GMD Patrick Lange setzt die Fassung sehr gut um. Ein paar Wackler des Blechs vermögen den Gesamteindruck nicht zu beeinträchtigen: ein satter, leidenschaftlicher Klang prägt den Abend und ist Grundlage, dass die Solisten überzeugen können.

Mit grossem Engagement und überraschender Textverständlichkeit sind Chor & Extrachor des Hessischen Staatstheater Wiesbaden (einstudiert von Albert Horne) und die Jugendkantorei der Evangelischen Singakademie Wiesbaden (einstudiert von Jörg Endrbrock) am Werk.

Bildergebnis für staatstheater wiesbaden: CARMEN
Foto: Monika und Karl Forster

Lena Belkina bewältigt die Partie der Carmen technisch tadellos. Mehr aber auch nicht, denn was fehlt, ist Bühnenpräsenz und Ausstrahlung. Es bleibt nicht nachvollziehbar, wie sie den Männern den Kopf verdrehen soll. Ihre Freundinnen Frasquita (arg vulgär als Kindfrau: Stella An) und Mercédès (Silvia Hauer) gelingt das wesentlich besser. Aaron Cawley überzeugt als Don José mit metallischem, hellen Tenor voll und ganz (vielleicht doch nicht ganz «ganz»: etwas weniger Träne wäre mehr). Die Micaëla von Sumi Hwang steht in der Gunst des Publikums an erster Stelle. Eine grosse Stimme mit wunderbaren Farben und enormer Bühnenpräsenz. Christopher Bolduc singt den Escamillo technisch einwandfrei. Allerdings sitzt die Stimme an diesem Abend im Hals und will nicht strömen. Zudem fehlt Bolducs Stimme der für den Escamillo notwendige Umfang und die Grossspurigkeit. Ralf Rachbauer (Remendado), Philipp Mayer (Zuniga), Julian Habermann (Dancaïro), Daniel Carison (Moralès), Thomas Braun (Lilas Pastia)und Anna-Lena Owen (Manuela) ergänzen das Ensemble auf erfreulich hohem Niveau.

Bildergebnis für staatstheater wiesbaden: CARMEN
Lena Belkina (Carmen). Foto: Monika und Karl Forster

Intendant und Regisseur Uwe Eric Laufenberg siedelt seine Inszenierung in der Gegenwart an. Gisbert Jäkel hast ihm dazu eine leere Stierkampfarena auf die Bühne gestellt. Antje Sternberg hat für die Beteiligten Gegenwartsbekleidung als Kostüme entworfen und Louise Buffetrille hat die Entwürfe umgesetzt. Andreas Frank sorgt für das richtige Licht.

Laufenberg erzählt die Geschichte stringent und eng am Libretto, ohne Mätzchen und führt die Protagonisten hervorragend. Wieso das Thema «Stierkampf» während der Ouvertüre provokant mit einem Film (Gérard Naziri) einer Corrida (bis und mit Tod des Stieres) angesprochen, dann aber nicht weiter ausgeführt wird, bleibt des Regisseurs Geheimnis. Das permanent sichtbareGrafitti «TOROS SI, CORRIDAS NO SI» trägt auch nicht zum Verständnis bei.

Weitere Aufführungen: Sa, 12.10.2019, 19:30 – 22:45; So, 20.10.2019, 19:30 – 22:35; Sa, 26.10.2019, 19:30 – 22:45; Mi, 13.11.2019, 19:30 – 22:45; Mi, 04.12.2019, 19:30 – 22:45; Fr, 06.12.2019, 19:30 – 22:45; Fr, 22.05.2020, 19:30 – 22:45.

11.10.2019, Jan Krobot/Zürich

 

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