Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

WIEN/Staatsoper: IL BARBIERE DI SIVIGLIA – Und das Besetzungskarussell drehte sich…

16.11.2016 | Oper

WIEN/Staatsoper: IL BARBIERE DI SIVIGLIA – Und das Besetzungskarussell drehte sich…

am 15.11.  (Karl Masek)

Lilly Jørstad, hier in der Produktion der Mailänder Scala. Copyright: Brescia Amisano, Teatro alla Scala

Alptraum in jedem künstlerischen Betriebsbüro: Nach mehrfachen Absagen und kurzfristigen Erkrankungen adäquaten Ersatz herbeizaubern zu müssen.. Für bloß zwei „Barbiere“-Vorstellungen drehte sich das Besetzungskarussell schwindelerregend. Gleich drei der fünf Hauptpartien mussten umbesetzt werden.

Auf das Haus-Debüt des österreichischen Baritons Rafael Fingerlos war ich gespannt; es wurde aber nix daraus. Glücksfall, dass Adrian Eröd bereit war, inmitten einer „Manon“-Serie auch den „Figaro“ einzuschieben.  Für Pavel Kolgatin sprang Antonino Siragusa als „Conte d’Almaviva“ ein.

Diese beiden Routeniers spielten amüsantes Stegreiftheater und hielten das Buffo-Werkel in Bewegung. Der Bariton, im „Largo al factotum“ mit geradezu tenoralen Höhen, und  darstellerischer wie stimmlicher Brillanz als listiger Drahtzieher der Komödie. Der Tenor mit der Bandbreite zwischen schmachtendem Serenadenton und parodistischen Stimmverfärbungen in den Verkleidungsszenen. Garniert mit nimmermüder Koloraturen-Agilität, die Aberwitziges streift.

Einspringerin als „Rosina“ war (mit Debüt an der Wiener Staatsoper) die Norwegerin Lilly Jørstad. Sie singt im Dezember „Meg Page“ unter Zubin Mehta in der „Falstaff“-Neuinszenierung. Mit noch jungmädchenhafter Erscheinung mimte sie das kokette, von den Avancen wie der Eifersucht des Dottore Bartolo genervte Mündel durchaus gekonnt, hat schon Rollenerfahrung u.a. von Aufführungen in Rom und von „La Scala“ in Mailand. Der apart timbrierte, weiche Mezzo geht in der Höhe schön auf, bringt auch leichtfüßige Koloraturen mit. Nach unten hin ist die noch eher kleine Stimme allerdings „ausbaufähig“.

Von der geplanten Besetzung blieben nur noch „Bartolo“ und „Basilio“ übrig. Paolo Rumetz darf den „Dottore Barbaro“, wie er vom verkleideten Almaviva genannt wird, zu seinen guten Rollen zählen. Und Sorin Coliban dröhnte den Musiklehrer mit Kanonentönen. Lydia Rathkolb durfte als „Marzellina“ ihre kleine Arie singen und es war gut so.

Dirigent Guillermo García Calvo hielt die Vorstellung ohne besondere musikalische Feinheiten gut zusammen, nahm (vor allem im 1. Akt) hurtige Tempi. Die Rossini-Nähmaschine ratterte wie geschmiert. Mit einem vergurgelten Horneinsatz in der Ouvertüre muss man aber immer rechnen. Viel mehr als solide Routine lieferte das Staatsopernorchester diesmal nicht.

Am Ende dieser 416. Aufführung der Rennert-Inszenierung aus dem Jahre 1966 viel freundliche Zustimmung für eine anständige Repertoire-Vorstellung. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Karl Masek

 

Diese Seite drucken