Dienstag, 28. April 2015 Brigittenauer Operetten-Konzerte
MAN MÜSSTE NOCH MAL ZWANZIG SEIN ….
Mit beschwingten Melodien aus dem Bereich der gehobenen Unterhaltungsmusik des 20. Jahrhunderts wurde im Festsaal des Brigittenauer Amtshauses die „Musikachse Köln-Wien“ zum Thema eines hörenswerten Konzertes gemacht. Dabei wurde an zwei exemplarische Vertreter dieses heute kaum noch gepflegten Genres erinnert:Sowohl der Kölner Komponist GERHARD JUSSENHOVEN (1911-2006), als auch sein Wiener Kollege THEO FERSTL (1910-1981), erlebten ihre Karrierehöhepunkte in den 50er Jahren, als der melodische Gesangsschlager noch von Sängern mit klassisch ausgebildeten Stimmen interpretiert wurde.
So schrieb Jussenhoven, an dessen Evergreens „Man müßte noch mal zwanzig sein“ und „Kornblumenblau“ sich mancher noch erinnern mag, Lieder für die junge Renate Holm, für Willy Hagara und Peter Alexander sowie für den Baß-Bariton Willy Schneider.
Im Brigittenauer Konzert erklangen neben solchen Hits von seinerzeit auch Jussenhovens walzerselige Rheinweinlieder und Ausschnitte aus seinen musikalischen Lustspielen „Cyprienne“ und „Eau de Cologne“. Seine einfallsreiche, prägnante Musiksprache findet stets den direkten Weg zum Hörer und macht seine wie aus dem Moment heraus geschaffenen Nummern zu echtem „Sängerfutter“.Deutlich hörbar wurde, daß rheinische Walzerlieder und vom Wein beschwingte Wienerlieder, bzw. gemütvolle Operettenweisen, recht nah miteinander verwandt sind.
Da setzte der ursprünglich vom Swing-Jazz kommende Wiener Theo Ferstl , an dessen virtuose Darbietungen als Solo-Trompeter im Nachkriegsradio Kenner noch wehmütig zurückdenken, als Komponist deutlich andere Akzente als sein deutscher Kollege.
Ferstls nuancenreiche, raffinierte Harmonik und seine oft melancholisch gefärbte Melodieführung kamen in der Melodienfolge „Musik zur Blauen Stunde“ und in den elegant skizzierten Klavierstücken voll zur Geltung. Auch den Bereich der Wiener Musik hat Ferstl mit einigen pointierten Melodien fernab vom beliebigen Terzen-Allerlei bereichert.
All das wurde von KONSTANZE LACK (Sopran), ANNA-KATHARINA TONAUER (Mezzo) und THOMAS SCHMIDT (Tenor) in bester Spiellaune charmant, stil- und empfindungssicher dargeboten. Wie die Sänger hatte auch der koreanische Pianist HANGIL KIM – als Begleiter und als Solist – einen bewundernswerten Zugang zu den Werken der beiden Komponisten gefunden.
So war am Ende der Jubel groß, mit dem das Publikum die Interpreten bedachte. Auch die beiden Tonsetzer hätten an diesem Abend wohl ihre Freude gehabt. Komponisten-Tochter Tina Steinbauer-Ferstl saß bewegt unter den Zuhörern und aus Köln hatten Dr. Krista Jussenhoven und Dirk Schortemeier vom WDR-Hörfunk launige Grußworte gesandt.
Beim nächsten Termin der Brigittenauer Veranstaltungsreihe werden am Donnerstag, dem 21. Mai 2015, um 19:00 Uhr, Raritäten von ROBERT STOLZ zu hören sein. Ein lohnenswerter Besuch bei diesen musikalischen Raritäten die bereits zu einem wichtigen Bestandteil der Brigittenauer Konzertreihen geworden ist.
Manuela Miebach